Feiern und streiten

Auf dem UZ-Presse­fest werden im „Roten Zelt“ zwischen Bratwurst- und Cocktailstand die kontroversen Themen der radikalen Linken diskutiert.

Vom 1. bis 3. Juli findet im Revierpark Dortmund-Wischlingen das UZ-Pressefest statt. Während die politische Bedeutung der Deutschen Kommunis­ti­schen Partei (DKP) seit den 1980er Jahren stark abgenommen hat, gehört das nach der Parteizeitung „Unsere Zeit“ benannte Pressefest mit zehntausenden Besucher*innen weiterhin zu den größten politisch-kulturellen Veranstaltungen der Linken. Die internationalistische Ausrichtung des Fests spiegelt sich sowohl in den Ständen der kommunistischen Schwesterparteien als auch im Kulturprogramm wider, das u.a. den Auftritt der linken türkischen Band Grup Yorum ankündigt. Kürzlich war ein Konzert der Gruppe auf Druck der türkischen Behörden und des deutschen Staatsschutzes durch ein Auftritts- und Einreiseverbot verhindert worden.

Neben parteinahen Initiativen und Organisationen wie der SDAJ wird es auch in diesem Jahr wieder ein „Rotes Zelt antifaschistischer und antikapitalistischer Gruppen“ geben, deren Aktivist*innen sich nicht in der DKP, sondern in der radikalen Linken organisieren. Einen Schwerpunkt in dem eigenen Veranstaltungsprogramm des Roten Zelts wird die Diskussion um geeignete Strategien gegen die AfD ausmachen. Neben der eher autonom-antifaschistischen Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ hat sich in letzter Zeit das sehr breite Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ gebildet, in dem auch beispielsweise Grüne und Gewerkschaften mitarbeiten. Kritiker*innen weisen aber darauf hin, dass in dessen Aufruf keine Auseinandersetzung mit dem staatlichen Rassimus und den Asylverschärfungen oder den massiven Sozialkürzungen von rot-grüner und großer Koalition gesucht wird. Eine erfolgreiche Strategie gegen die AfD muss aber auch und gerade an den sozialen Spaltungen ansetzen und antirassistische Forderungen mit einer neuen sozialen Offensive von unten verknüpfen. Auf einem eigenen Podium soll dieser Ansatz auch mit antirassistischen Initiativen und Selbstorganisationen von Geflüchteten vertieft werden. Projekte für selbstorganisierte Social Center in Frankfurt, Berlin oder Leipzig haben ebenso wie die Zusammenarbeit von „Lampedusa in Hamburg2 und Recht-auf-Stadt-Initiativen wertvolle Erfahrungen in dieser Fragestellung gesammelt.

Weitere Podien fokussieren sich auf in der radikalen Linken durchaus kontroverse Themen. So steht etwa eine Debatte der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt auf dem Programm. Während viele Betrachtungen bei geopolitischen Analysen der großen Akteure Russland, USA und EU stehen bleiben, soll auf dem Podium auch die Situation linker Basisorganisationen in der Ukraine betrachtet werden. Andere Diskussionsveranstaltungen werden sich mit der Verbindung von marxistischer Kritik und Tierbefreiung oder der linken Debatte um die EU und Europa beschäftigen. Radikale Theorie wird aber erst durch eine linke Praxis wirkmächtig. Und um die vorzubereiten, wird auch ein Blockadetraining mit Rechtshilfe-Workshop stattfinden.