partymäßig verdachtsunabhängig

An einem Wochenende im September letzten Jahres hat die Bundespolizei am Düsseldorfer Hauptbahnhof erstmals eine temporäre „Waffenverbotszone“ eingerichtet (TERZ 11.18). Jetzt, Ende Januar, steht für NRW fest: Die Kontroll- und Überwachungsaktion wird wiederholt. Auch gegen „eine dauerhafte Einrichtung solcher Zonen hätte die Bundespolizei wohl nichts einzuwenden“, lesen wir in der RP vom 24.1.2019. Dooferweise hat die Bundespolizei das aber nicht zu entscheiden.
Prallstolz dürfte aber die Bundes­polizist*innen-Brust sein ob des vielen Lobes, die die Kontrollaktion nach „gefährlichen Gegenständen“ zuletzt bekommen habe. Der Fahrgastverband, Reisende – alle hätten sich viel sicherer gefühlt und fänden es gut, dass das subjektive Sicherheitsgefühl steige, wenn die Polizei im Bahnhof nach Äxten und Macheten sucht. Und auch die Bahn AG freut sich über die Aktionen an den NRW-Bahnhöfen in Dortmund, Köln und Düsseldorf. Denn sie will ihre Kund*innen wissen lassen: „Bahnfahren ist sicher“ – egal wie lange man auf einen verspäteten Zug wartet oder irgendwo in der Pampa feststeckt.
Im September wurden an besagtem „Waffen­verbotszonen“-Wochenende im Hauptbahnhof in Düsseldorf übrigens 334 Personen kontrolliert. Gefunden wurden in zwei Nächten jeweils zwischen 18 und 9 Uhr morgens ganze 15 Messer, darunter 5 Einhandmesser (die grundsätzlich unter das Waffengesetz fallen). Die übrigen zehn waren 2 Taschenmesser und je ein Küchenmesser, ein Steakmesser (ob für Rind, Schwein oder Lamm ist unklar), ein „Kreditkartenmesser“ (zum Auseinanderfalten), ein Schraubenzieher, ein Notfallhammer, ein Cuttermesser, ein Korkenzieher und eine Schere (BP PM vom 24.9.2018). Edward mit den Scherenhänden war an dem Wochenende offenbar nicht unter den Kontrollierten, sonst wäre die Ausbeute zu letzteren wohl größer gewesen. Schade.
Der könnte den Bun­des­poli­zist*innen aber vielleicht bei nächster Gelegenheit ins Netz gehen, wenn eine Neuauflage des Waffenverbotszonen-Wochenendes in Düsseldorf ansteht und Edward ein paar Spielregeln missachtet – gehört er doch grundsätzlich ins Beuteschema. Denn beim nächsten Mal wolle man vor allem junge Männer im Alter bis 40 Jahre kontrollieren – hier vor allem die, die nach Party aussähen. Sagt die Bundespolizei. Unser Tipp also: Wenn Edward demnächst in Feierlaune angeschäkert zur U-Bahn schlendert, sollte er sich einen Muff mitnehmen, harmlos und seriös-freundlich lächeln und auf keinen Fall nach Freizeit aussehen. Auch wenn die Bundespolizei es wohl nie zugeben würde: Mit seiner noblen Blässe wird der Scherenmann dann gewiss nicht auffallen. Denn weiß genug ist er ja.

brachland glashütte

2005 wurde die Glashütte in Gerresheim trotz anhaltender Proteste geschlossen. 2008 inszenierte die Patrizia Immobilien AG mit der Stadt Düsseldorf, damals noch unter der Regentschaft von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) und Baudezernent Dr. Gregor Bonin (CDU), zusammen  mit verschiedenen Architekturbüros ein teures „Werkstattverfahren“ zur Erschließung und Nutzung der Industriebrache. Gefordert wurden Akzeptanz und Transparenz. Das funktionierte nicht. Die Anregungen aus der Bevölkerung dienten nicht der Kapitaloptimierung, insbesondere die Zahl der zu bauenden Wohneinheiten war umstritten. Sollten es 1.500 oder 1.600 sein? Oder können es zum Vorteil des Bauherrn auch 1.800 werden? Die Patrizia machte da nicht mehr mit und stieg aus. Projektentwickler Ulrich Tappe stieg ein. Der Grundstückspreis war zwischenzeitlich auf mehr als 100 Millionen Euro gestiegen. Und das für 200.000qm. Das städtische Filetstück westlich der Düssel, das sich nach wie vor in städtischer Hand befindet, ist da noch nicht dabei. Umstritten war der Streifen parallel zur Bundesbahnstrecke nach Wuppertal. Könnte es Schallschutz geben durch die Ansiedlung von Kleingewerbe, durch eine Schallschutzmauer oder durch lärmresistenten „sozialen“ Wohnungsbau? Nichts ist entschieden und gar nichts! Es gibt nicht einmal einen gültigen Bebauungsplan. Die DKP, die seit 2004 am Thema ist, kritisiert mit Nachdruck, dass das wichtigste Kriterium der „Planung“, die Generierung von Profit, nach wie vor bei den Verantwortlichen vorherrschend ist. Wenigstens die 100.000 qm, über die die Stadt Düsseldorf verfügt, könnten für „Bezahlbares Wohnen“ eingesetzt werden. Beobachter*innen rechnen damit, dass vor 2021 nicht mit dem Bau begonnen wird. Das wäre dann 16 Jahre nach Schließung der Glashütte… Und die Wohnungsmisere wird stetig dramatischer.
Uwe Koopmann