Mehr Service, mit Sicherheit

Der OSD bekommt mehr Kohle und soll besser eingreifen

Oopsi, da ist uns in der letzten TERZ-Ausgabe doch ein Mouse-Rutscher gelungen. Natürlich absolut unbeabsichtigt. Nannten wir den OSD – den Ordnungs- und Servicedienst der Stadt Düsseldorf – doch in unserem Bericht zu den zweifelhaften Kumpaneien der Düsseldorfer Möchtegern-Sheriffs vor Gericht gegen einen von ihnen angezeigten Streetworker: „Ordnungs- und Sicherheitsdienst“. Das ist natürlich blanker Unsinn, sicher. Denn es geht ja ums Dienen, ums Helfen und Unterstützen der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt – keinesfalls ums Kontrollieren, Aufmischen, Kriminalisieren, Verdrängen, Stigmatisieren. Stattdessen – um es noch einmal zweifelsfrei festzuhalten: Service am Menschen, das ist es, was der OSD macht, der Ordnung halber. Das muss zur Sicherheit noch mal ganz ordentlich gesagt werden.

Dank all dieser chaotischen Unordnung in der TERZ-Redaktion sind die Mitarbeitenden im OSD durch unseren Begriffsdusel jetzt sicher ganz doll durcheinander. „Was war das noch, was unsere Aufgabe ist? Ach ja: Dienen.“

Hilfe, am Ende prägt sich das mit der „Sicherheit“ noch falsch ein, was für ein Wahnsinn! Und das, da gerade das Labeling dem Servicedienst bei all seiner Aufopferung zum Wohle der Stadtgesellschaft doch sehr wichtig ist. Mit dieser kleinen Erinnerung an die Kernaufgaben des Service-Dienstleisters OSD wollen wir hiermit also durchaus nun unsere eigenwillige Interpretation des „OSD“-Kürzels selbstkritisch reflektieren, nur zur Sicherheit. Nicht, dass hinterher wer sagt, wir hätten uns missverständlich ausgedrückt.

Servil sein, so steht aber fest, macht in jedem Fall einen Haufen Mühe. Das sieht auch die Stadtverwaltung so und meint: „Die Kolleginnen und Kollegen des Ordnungs- und Service-Dienstes (OSD) haben keinen einfachen Job: Davon abgesehen, dass sie bei jedem Wetter draußen unterwegs sowie Hitze, Kälte, Schnee, Wind und Sonne ausgesetzt sind, reagieren die Menschen, die die Kollegen [sic!] im Rahmen ihrer Arbeit ansprechen und ermahnen, häufig uneinsichtig, aggressiv und auch tätlich.“ Hinzu kämen weitere Zusatzbelastungen durch den Einsatz an Wochenenden oder bei Großveranstaltungen. „Als Zeichen der Wertschätzung dieser verantwortungsvollen und fordernden Arbeit“ haben der Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und der Personalrat der allgemeinen Stadtverwaltung nun beschlossen, den Mitarbeiter*innen des OSD je nach Belastung eine besondere „finanziell[e] Honorierung“ zuteil werden zu lassen. Sockelbeträge für solche OSDler*innen, die grundsätzlich im Wechseldienst arbeiten, Bonuszahlungen pro geleisteter Tag- und Nachtschicht sollen den Job in der Service-Branche offenkundig attraktiver machen. „Wertschätzung“ und „Ein Dankeschön“ heißt das Ganze in der Zeitung „doppelpunkt“, dem „Magazin für Mitarbeitende der Stadtverwaltung Düsseldorf“ in ihrer Ausgabe für das erste Quartal 2019.

Dass die Arbeit im OSD nicht beliebt ist, ist nicht neu. Immer wieder startet die Verwaltung der Stadt Beliebtheitsoffensiven, um dem Ordnungs- und Servicedienst mehr Mitarbeiter*innen zu verschaffen – und diese zu halten. In Zeiten, in denen die Geschichte zweier OSDler*innen, die einen Streetworker bezichtigen, sie während ihrer Arbeit angegriffen zu haben und zuletzt vor Gericht mit offensichtlichen Absprachen zu dieser Story krachend scheiterten, auch überregional durch die Presse ging, ist die Anwerbe-Offensive mit Bonusversprechen für die Service-Kräfte des OSD allerdings dann doch bemerkenswert. Setzt die Stadtverwaltung hier doch einmal mehr ein deutliches Signal, dass die Service-Leistungen des OSD ihr pauschal sehr gelungen scheinen. Verwerfungen wie Kompetenzüberschreitungen, repressive Gewalt, Fehlverhalten, Körperverletzungen im Amt oder – wie es zuletzt im Prozess gegen den Streetworker im Raum stand – sogar falsche Behauptungen tauchen im Diskurs schlichtweg nicht auf. Verwunderlich ist das nicht. Denn Krisenbewältigung und Selbstkritik muss eine städtische Verwaltung im Umgang mit ihren Service-Teams ja auch nicht in aller Öffentlichkeit austragen. Aber die große Erzählung vom „guten OSD“ in einer Welt voller Rowdies und Renitenzen ist eben auch nicht weniger als eine ordentliche Augenwischerei.

Der kleine Hinweis, dass Personalrat und OB außerdem beschlossen hätten, das Fortbildungs­angebot für den OSD auf Unterweisungen in „Deeskalations- und Eingriffstechniken“ zu erweitern und mehr fürs „Teambuilding“ tun zu wollen, ist da auch keinen Deut weniger bizarr. Weist das Zusatzangebot doch auf Fehlendes hin, was noch mehr gekonnt werden müsse: Deeskalieren und Eingreifen klappt also noch nicht so gut beim OSD. In Punkto Team und Absprachen unter Kolleg*innen brauche es auch noch ein Mehr – denn ein verbindlicherer Korpsgeist macht schließlich unangreifbarer in brenzligen Situationen, kennen wir schon von der Polizei. Hier sieht die Stadtverwaltung noch Verbesserungsbedarf. Was mehr Geld und mehr Eingreif-Kompetenz am Ende mehr mit Service denn mit Sicherheit zu tun haben mögen, bleibt dahingestellt. Oder?