comixDie Biographie der Frau Trockenthal Das ist ja nun wirklich geschickt gemacht. Man nehme einzelne, vollkommen unzusammenhängende und unterschiedliche Bilder und bastele eine Geschichte drumherum. Fertig ist ein neues Comicalbum. Nun gut, das ist abwertender geschrieben, als es gemeint ist. Anke Feuchtenberger legt hier ihre überaus ansprechenden Plakate aus den Jahren 1990 bis 1999 vor, die man sonst nicht zu Gesicht bekommen würde. Die Plakate sind hauptsächlich für große und kleine Theaterproduktionen erstellt worden. In Gestaltung und Farbgebung sind sie außerordentlich plakativ und eine Zierde für jede Wand, an der sie hängen durften. Die Aufmerksamkeit war ihnen gewiß und damit haben die Plakate ihren Zweck voll erfüllt. In ihrer typischen Art, die auf der einen Seite sehr fremd wirkt, auf der anderen wohl bekannt, verunsichert sie den Betrachter. Feuchtenberger schafft den schmalen Grat, der die Unsicherheit in Interesse umwandelt. Ihre äußerst bewußt eingesetzten Farben sind selten aufdringlich. Neben Rot sind es besonders dunkle Farben und ungewöhnliche Töne, die die Bilder beherrschen. In der Kombination von Wort, Zeichnung und Farben sind diese Plakate, jedes eigene für sich, ein kleines Kunstwerk, die man sich sofort an die Wand hängen möchte. Leider fehlt häufig eine Zeitangabe, wann sie erstellt wurden und aufgrund der Geschichte, die Feuchtenberger erzählt, gibt es auch keine chronologische Auflistung.

MEIKEL F

Die Biographie der Frau Trockenthal - Jochen Enterprises - 40 Seiten Hardcover in Farbe - 19.90 DM comixStrapazin 57
Außerordentlich interessant ist das neue Heft des Schweizer Comicmagazins. Unter dem Titel "Die Zukunft des amerikanischen Comic" geben die rührigen Enthusiasten eine informative Rundumsicht des amerikanischen Comicgenres abseits des Mainstream, aber auch nicht des völligen Undergrounds. Es ist die einzigartige Möglichkeit, die aktuellen Veröffentlichungen der Autoren auf deutsch zu lesen. Nur von Gilbert Hernandez (der eine Teil des Teams von "Love & Rockets" bei Edition Moderne/Reprodukt), Daniel Clowes (bei Reprodukt) und Marc Beyer (bei Maro Verlag) gibt es überhaupt etwas auf deutsch zu lesen. Und selbst die amerikanischen Originale sind, zumindest in Düsseldorf, schwierig bis gar nicht zu erhalten. So ist es der Verdienst von Strapazin, daß die acht Comicautoren (ja, ja mal wieder keine Frau) auch dem hiesigen Publikum nahegebracht werden. Das sollte sich auch niemand entgehen lassen. Es lohnt sich, die Geschichten von den bereits Genannten, sowie von Chris Ware, Archer Prewitt, Richard Sala, Gary Panter und Ben Katchor hineinzuziehen. Daneben gibt es jede Menge Rezensionen und die wunderbar gestalteten Anzeigen. Allein für diese lohnt sich die Ausgabe von 10 DM. So billig erhält man nur selten eine informative und unterhaltsame Lektüre. atMEIKEL F Strapazin 57 - 90 Seiten (einige in Farbe) für 10 DM
comixOperation "Roter Zipfel" Die Schweizer Comicmacher überraschen einen immer wieder. Die "Operation Roter Zipfel" kommt dermaßen bieder daher, daß es schon fast spießig wirkt, und trotzdem schaffen sie es, ein durchaus ansprechendes und gut unterhaltendes Comic zu machen, was für sich ja schon eine Auszeichnung darstellt. Dabei stellt sich durchaus die Frage, wieso eigentlich? Die Zeichnungen sind klassisch nach Art von "Tim und Struppi", der stark untersetzte Held ist Beamter und dann dreht sich auch noch alles um Gartenzwerge. Alles fängt damit an, daß ein berühmter Volksmusikproduzent umgebracht wird. Kurz darauf tauchen Bekennerschreiben der "Nanistischen Armeefraktion" auf und kündigen neue Taten an, wenn weiterhin das Brauchtum verhunzt wird. Durch Zufall entdeckt unser Held, daß Gartenzwerge im Dunkeln lebendig werden. Zwerg Gottlieb erzählt von Gartenzwergen in Kampfuniformen, die für die Reinhaltung des helvetischen Brauchtums und der Folklore zu den Waffen gegriffen haben. Nun fordern sie, daß alle ausländischen Produkte aus dem Alltag verschwinden müssen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen stellen sie die Unterstützung der Natur, ihre eigentliche Aufgabe, ein. Alles verkümmert in den Regalen, doch von einer Firma gibt es weiterhin Frischware. Was ist da los in unserem Nachbarland? Die drei Macher Badoux, Brändli und Schlatter ziehen hier wirklich einiges an Nationalheiligtum durch den Kakao. Auf humoristische Art bekommen Nationalismus, korrupte Politiker und die Gentechnologie ihr Fett weg. Diese Mixtur aus klassischer Darstellung und moderner Problematik, aus Märchen und Realitätsnähe, schafft eine rundum gelungene Geschichte. Alle Achtung. atMEIKEL F Operation "Roter Zipfel" - Badoux, Brändli, Schlatter - Edition Moderne - 40 Seiten in Farbe 29.80 DM