If you don't like Hank Williams, kiss my ass

Endlich gibt es in Düsseldorf eine Country-Radioshow. Am Donnerstag, den 2. März um 20.00 Uhr wird zum ersten Mal "Die Randy Texas Radio Show" auf der Frequenz von Antenne Düsseldorf (104.2) zu hören sein. Von da ab könnt ihr jeden ersten Donnerstag im Monat das Bizarrste aus Country, Surf, Rockabilly und Trash empfangen.

Man erntet Gelächter oder ungläubige Blicke. "Wie kannst Du denn so'n Scheiß' hören?" ist die meist gehörte Frage. In unserer Küche läuft Country, manchmal auch im Bad oder im Schlafzimmer. Auf jeden Fall immer im Auto. Für viele ist es schwer nachzuvollziehen. Ganz besonders für die, die durch Zufall ein paar Country-Scheiben im Regal haben, die aus der letzten WG übrig geblieben sind. Es sind die Geschichten. Geschichten über einfache Leute und die Probleme ihres Lebens, wie einem die Frau wegläuft oder auch der Hund. Wie man einen Truck wendet oder ein Country-Hühnchen brät. Es ist, als ob man einen Comic liest, stets mit einem Lächeln, aber doch tief berührt von der Wahrheit des Lebens. Und besonders ist es Hank. Es gibt nicht viele, die 'ich' meinen, wenn sie 'ich' sagen. Gerade in der Musik. Er singt von Einsamkeit und Verzweiflung, vom Absturz und von Drogen. Von sich selbst.

The Ramblin' Man

Hank Williams hat die Country-Musik nachhaltig verändert. Vor ihm hatte Country einen nostalgischen und stark idealisierenden Charakter. Country war die Musik, die vor allem die Menschen auf dem Lande ansprach und sie in der romantischen Verklärung der Vergangenheit, der Einfachheit und ländlichen Idylle in die Zeit vor der Verunsicherung durch den Einbruch der Moderne zurückführte. Diese Idealisierung fand sich ebenso in der Western Musik, in der singende Cowboys eine geschönte Version des Wilden Westen lieferten, die sich sonst nur in Hollywoodfilmen wiederfindet. "Beautiful, beautiful Texas, where the beautiful bluebonnets bloom" sagt schon alles. Die Nostalgie fand jedoch ihr Ende, als Hank Williams in den 40ern die Bühne des Country betrat. Zum ersten Mal sang jemand in diesem Genre von seinen eigenen Gefühlen, anstatt bestimmten Klischees zu folgen. Hank war ein Raufbold, ein Trinker, ein Junkie und er hurte durch die Gegend - und all dies fand sich in den Texten seiner Lieder wieder. Auf dem Land und in kleinen Clubs wurde Hank wie ein Held gefeiert. In der kommerziellen Welt der Music Row, Nashville/Tennesse war er jedoch der Outlaw. Aufgrund seiner unkonventionellen Musik und seiner Lebensart wurde er lange Zeit vom Musikbusiness ignoriert. Um in der Grand Ole Opry, dem Mekka der Country-Musik, auftreten zu können, mußte er seine Texte ändern und versprechen, nüchtern zu bleiben - betrunken sang er statt "I can't find no beer" "I can't find no milk" und brachte das Publikum zum Toben. Aufgrund seines zunehmenden Erfolges mußte die Musik-Industrie ihm schließlich nachgeben und seine Band, die Drifting Cowboys, nicht länger den Hotelhintereingang benutzen. Als Folge entstanden immer mehr Country-Stücke mit aufmüpfigen Themen im Kontrast zum glatten Nashville-Sound. "Live Fast, Love Hard, Die Young" war die Grundaussage des neuen Country-Stils, die später von einer ganz anderen Musikrichtung, dem Punk-Rock, adaptiert wurde.

Burn Ole Nashville Down ...

"Einige sind im Verlauf der Post-Punk-Ära auf Country gestoßen. Sie schätzen die Direktheit und Einfachheit der Musik, doch fehlen ihnen der Überblick und die Möglichkeit einer Einordnung der Gattung in ihren Kontext. Manche decken sich mit Reissues klassischer Country-Aufnahmen ein, während andere vom Country nicht mehr loskommen, seit sie im Urlaub Städte wie Austin und Nashville besucht haben. Sie bedienen sich allerdings mit der gleichen Selbstverständlichkeit aus dem Fundus Country beeinflußter amerikanischer Bands oder lehnen sich an die davon völlig unabhängige Memphis Szene um die Cramps und Tav Falco an, die einen Punk-beeinflußten Rockabilly spielen. Das Resultat ist eine seltsame Mixtur." So beschreibt Ed Ward in "The Death Of Country Music" ohne mich zu fragen meine eigene Country-Biographie. Als ich Anfang der 80er in Amerika lebte, begannen Bands wie Green on Red oder Giant Sand Elemente aus dem Country in ihre Musik aufzunehmen. Sogar die Dead Kennedys coverten zu dieser Zeit mit "Rawhide" einen alten Country&Western-Klassiker. Auf einmal fand ich mich in Second Hand Läden in der Country-Ecke wieder, kaufte EinDollar-Compilations mit blöden Namen ("50 Stars, 50 Hits", "Together Again") und noch blöderen Covern, die meist nur ein gutes Stück enthielten. Bevor ich Zeit hatte mich zu schämen, war ich im Besitz einer umfangreichen wie auch trashigen Sammlung von Country und allem, was (nicht) dazu gehört. Rockabilly, Cajun, Swing, Hillbilly, Yodeling, Western-Film Themes, Surf, Trash - ja, es ist eine seltsame Mixtur, und ich bediene mich mit aller Selbstverständlichkeit. Und ja, es macht mir Spaß.

"Die Randy Texas Radio Show"

Und genau darum soll es in der "Randy Texas Radio Show" gehen; um die wilde, unordentliche, unanständige, unheile Seite dieser Musik. Lobgesänge auf schrullige Einzelgänger, Verlierer, Depressive und was sonst als Symbol dafür taugt, nicht nur der vorherrschenden Country-Musikantenstadl-Szene, sondern ganz generell einer von Mainstream und Marketing geprägten Welt den Sack abzuhauen. (Danke Franz)

Kenny Rogers- und Truck Stop-Fans können ihre überdimensionalen Hüte an der Garderobe abgeben. Wir spielen Stücke aus den vierziger und fünfziger Jahren von Rose Maddox, Hazel Adkins, Carl Perkins etc. genauso wie neuere Songs von Jello Biafra, Reverent Horten Heat oder etwa Mike Ness. Ebenso gibt es immer wieder Raritäten wie z.B. den ersten Radio-Live-Mitschnitt von Patsy Cline in "Town and Country Times" von 1954.

Um "Hot Rod"-Songs der guten alten Zeit, als ein Mann noch sein Auto liebte und das Auto noch ein Auto war, geht es im ersten musikalischen "Special" der Radio Show. Weitere "Specials" folgen über "Giddy Up Go-Trucking Songs", die schönsten Love-Duetts, aber auch über Background-Stories, die Geschichte des Country oder musikalische Zentren. Im Juni wird anläßlich der traditionellen Hank Williams Memorial Party in Georgiana, Alabama und weil wir ihn sowieso lieben, die ganze Sendung ein "Special" sein über Hank und alle, die jemals mit seinen Liedern in Berührung gekommen sind. Von Nick Cave bis zu Drew Jackson, der für die Familie zu Weihnachten die Hank-Karaoke-Version singt. So, if you don't like Hank Williams, honey, you can kiss my ass. Nicht zu vergessen die unentbehrlichen Informationen über delikate Cowboy-Rezepte, die größten Revolver-Helden, Neuestes aus der Trucker-Szene oder wie man ein Pferd reitet.

Natürlich werden wir auch über Events aus der lokalen Country-Szene berichten. So stellen wir dieses Mal die Bands des "Hayride Rodeo No.1" vor.

Und wem's gefällt, der kann Tickets gewinnen für die dreitägige Country-Party.

Keep Your Horse Running With Randy Texas

HANK & SANDRA