Hille Erwin für Donum Vitae

Zoff im Katholenlager jetzt auch in Düsseldorf?

Vor knapp einem Jahr hat die deutsche Bischofskonferenz auf Anweisung des Heiligen Vaters aus Rom einen Knaller losgelassen. Die katholischen Beratungsstellen für die Schwangerenberatung dürfen ab dem 1. Juli diesen Jahres keine Beratungsscheine mehr ausgeben, die einen straffreien Schwangerschaftsabbruch ermöglichen.

Das gefiel den deutschen Laienpriester-Innen um die ehemalige ZdK-Vorsitzende und CDU-Politikerin Rita Waschbüsch überhaupt nicht und sie gründeten postwendend in der Höhle des Löwen, dem Bischofssitz Fulda, den Verein "Donum Vitae" - Geschenk des Lebens.

Damit war der Streit in Szene gesetzt: Auf der einen Seite die kompromisslosen Lebensschützer ohne Schein um den Militärbischof Dyba, auf der anderen Seite die gleichfalls kompromisslosen Lebensschützer, die nach strengkatholischer Gehirnwäsche den unbelehrbaren Frauen einen Schein aushändigen wollen mit der Bemerkung: "Die Aushändigung dieses Nachweises bedeutet keinerlei Akzeptanz eines Schwangerschaftsabbruchs."

Getrennt marschieren, vereint schlagen

Gemeinsam ist beiden die christliche Doktrin vom "ungeborenen Leben", das bedingungslos zu schützen sei. Die einen behaupten, dass schon die Herausgabe des Beratungsscheines so etwas ähnliches sei wie Beihilfe zum Mord, die anderen gehen pragmatischer mit dem Scheinchen um. Sie können darauf verweisen, dass im Jahre 1997 von über 20.000 Frauen, die in die katholischen Beratungsstellen gekommen sind, immerhin 25 Prozent von ihrem Vorhaben der Abtreibung Abstand genommen haben. Solche Frauen gehen wahrscheinlich nun den Fundamentalisten ohne Schein durch die Lappen und treiben munter ab, so denken die Funda-men-ta-listen mit Schein.

Genial ist die Arbeitsteilung zwischen Laien und Profis des rechten christlichen Glaubens. Während nun die frommen Vertreter der Amtskirche als reaktionär und weltfremd dastehen, gelten die forschen Laienprediger als revolutionäre Erneuerer des Kirchenlebens.

Dabei unterscheiden sich die beiden Fraktionen des himmlischen Herrschers um keinen Deut. Ihre Aufgabe ist es, den Frauen, die einerseits gute Gründe haben, sich kein Kind an den Hals zu schaffen, aber andererseits vollgestopft sind mit den gängigen Ideologien von Familien- und Mutterglück, derartig ins Gewissen zu reden, dass sie doch noch einknicken und von ihrem Vorhaben ablassen. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie in den katholischen Beratungsstellen die Unbeholfenheit und moralische Verunsicherung der Ratsuchenden ausgenutzt wird. Schließlich sind hier Fundamen-talisten am Werk, für die das Leben, weil von Gott geschenkt, vor allem dann den allerhöchsten Wert besitzt, wenn es noch gar nicht zur Welt gekommen ist. Danach läßt das Interesse der größten Sekte der Welt am Leben merklich nach. Denn dann ist Highlight No. 2 angesagt: Jetzt muss das Ableben durch Buße und gute Werke vorbereitet werden. Bekanntlich geht es bei den Gläubigen erst richtig los, wenn's vorbei ist.

Oberbürgermeistersfrau für Donum Vitae

Die Düsseldorfer First Lady Hille Erwin hat nun die Schirmherrschaft des Vereins in Düsseldorf übernommen.

Dabei ist bei der Gründung den Veranstaltern ein dicker Schnitzer unterlaufen.

Den wohlinszenierten Fundi-Streit haben die Düsseldorfer Lebensschützer mit Schein wohl nicht ganz mitbekommen, denn gegenüber der Neuß-Grevenbroicher-Zeitung verrieten sie, dass ein richtiger Dechant an der Vorbereitung der Vereinsgründung mitgewirkt habe (NGZ vom 25.5.). Natürlich musste diese peinliche Verlautbarung umgehend dementiert werden. Tags darauf hieß es in der Zeitung: "Kein Priester bei der Gründung". Auch habe der besagte Dechant nicht bei der Vorbereitung mitgewirkt. Peinlich, peinlich!

Warum sind Katholenprofis gegen Scheine?

Zum Schluss noch ein Auszug aus der Festpredigt des Kurienkardinals Joseph Ratzin-ger anläßlich des silbernen Bischofsjubiläums von Kardinal Joachim Meisner (Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln vom 26. Mai), der verdeutlicht, warum die Kirche so grundsätzlich gegen die Bera-tungs-papiere eingestellt ist: "Eine Kirche, die viele Papiere hervorbringt aber keine Berufungen von Menschen, die sich ganz dem Herrn schenken, ist ein Weinstock, der in die Blätter schießt und keine Trauben trägt. Papiere vergehen, Wörter verhallen, Strukturen werden überholt. Der Herr aber sucht die Frucht, die bleibt." Das hat der Ratzinger wirklich schön gesagt. Erinnert aber irgendwie an den großen Spruch des Fundamentalisten aus Georgien, der mit Vornamen auch Josef hieß.