Läden auf und Grenzen auf!

Ein Düsseldorfer "Sonntags-Rebell" kämpft für die Erlaubnis, seine Videotheken auch am Sonntag zu öffnen. Doch was haben die Ladenöffnungszeiten mit der Öffnung der Grenzen zu tun?

Einen "Sonntags-Rebell" nannte "Bild Düsseldorf" den hiesigen Videothekenkönig Rainer Heumann. Der hatte vor geraumer Zeit sonntags zwei seiner zehn Videotheken geöffnet und wurde prompt zu 500 DM Bußgeld verdonnert. Heumann ließ sich vom Ordnungsamt verklagen und bekam vor dem Amtsgericht Recht. Dennoch sagte die Geschäftsführerin von "Video-Point" in Neuss. "Solange das Gesetz nicht verändert ist, lasse ich zu. ... Der Ärger lohnt sich nicht." Auch die Inhaberin von "Video Villa" in Düsseldorf-Eller äußerte sich schwer vorsichtig: "Nur wenn es eine offizielle Regelung gibt, werde ich öffnen." Und der Besitzer von "Videofuchs Bari" in Mönchengladbach meinte ausweichend: "Wenn alle öffnen, mache ich mit. Aber damit ist nicht zu rechnen." Die ganze Sache könnte unter der Rubrik Provinzkrieg zwischen Bürger und Obrigkeit abgeheftet und vergessen werden, wenn nicht die sture Obrigkeitshörigkeit der Videobürger auffallen würde.Obwohl das kleine und große Handelskapital schon seit Jahren für eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten eintritt, hat es nicht den Mumm, sich gegen die objektive Großkoalition aus Kirche, Staat und Proletariat durchzusetzen. "Mangel an Zivilcourage nach allen Seiten hin", konstatierte Hannah Arendt dem deutschen Bürgertum. Ein Mangel, der bei wichtigeren Themen als dem öden Streit um die Ladenöffnungszeiten fatal ist. Denn das Kapital fordert auch die Einwanderung von jährlich 300.000 Menschen - und gibt sich mit 20.000 Green Cards für Computerspezialisten zufrieden. Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband forderte das Ende des Arbeitsverbotes für Asylbewerber. "Das generelle Arbeitsverbot für Asylbewerber ... sollte aufgehoben werden", forderte auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt (taz). Aber wieder kuschte das deutsche Kapital vor der großen Volksgemeinschaft von der CSU bis zur Gewerkschaft NGG. Heraus kam wieder nur ein fauler Komromiß, wonach Asylbewerber erst nach zwei Jahren arbeiten dürfen. Seit Jahren schon bevorzugt die Spargelwirtschaft polnische Erntearbeiter, läßt sich aber gleichzeitig vom Arbeitsamt die Regelung aufzwingen, daß diese erst kommen dürfen, wenn eine bestimmte Quote arbeitloser Volksgenossen eingestellt worden ist. Auch die Fußballindustrie bevorzugt längst Kicker mit Namen wie Giovanne Elber, Bixente Lizarazu oder Sammy Kuffor, läßt sich aber ebenfalls vom DFB eine Regelung aufzwingen, wonach mindestens elf deutsche Spieler im Kader eines Vereins sein müssen. Anstatt aber den ganzen schwarzbraunen Dinosaurier DFB endlich zum Teufel zu jagen, kuschten die Clubs und stellen sogenannte "Quotenprofis" ein, Amateure mit Ariernachweis eben, die wenig kosten, jedoch den DFB formal zufrieden stellen. Zu erwarten, daß die hiesigen Bürger, ihren eigenen kapitalistischen Notwendigkeiten folgend, wenigstens gleiche Rechte für alle einfordern und wenn schon Grenzen auf, wie es die radikale Linke zu Recht fordert, so doch wenigstens ein weitreichendes Einwanderungsgesetz, das hieße schon, zuviel zu erwarten.

Carl Zeland