Fließende Körper

Im Forum Freies Theater hatte am 22. Juni das Stück Miss Behaviours Premiere

Postdramatisches Theater der Gießener Schule, das heißt in diesem Fall: drei Frauen und drei Mirkrophone. Die Performances der Darstellerinnen werden im Stück mit modernem Tanz kombiniert. Zu elektronischen Klängen wird das Bühnengeschehen - Wirklichkeit - verdoppelt, indem Bilder, ebenfalls die Tänzerinnen zeigend, ablaufen. Es geht um Konventionen. Um tänzerische wie gesellschaftliche. Erstere werden durch die kunstvollen Bewegungen eindrucksvoll durchbrochen, obwohl Tanzformen à la Pina Bausch sich auch bereits durchgesetzt haben. Letztere werden ebenfalls verletzt und zwar nicht im positiven, kritisierenden, sondern im negativen Sinne: Vertrauen wird gebrochen, die persönliche Intimsphäre mißachtet. Hier wird - bewußt oder unbewußt, die Mediengesellschaft an den Pranger gestellt: Die Einzelne (auch ansonsten herausragend: Maura Morales) wird herausgegriffen, ins grelle Schlaglicht gesetzt und schonungslos ausgefragt. Ungewollter Seelenstriptease für eine neugierig-gierige Öffentlichkeit.


Weiß wie die Unterdrückung

Peter Brook inszeniert eine Novelle von Can Themba

Townshipatmosphäre. Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch. Ein Anzug. Drei Männer und eine Frau erzählen und spielen eine Episode, die ihr Leben verändert. Und beendet. Tanz, (wunderschöner) Gesang und Pantomime vermitteln folgende Geschichte: er liebt sie innig, sie aber geht ihm fremd, da die ewig gleiche Harmonie sie einengt. Von einem Geschlechtsgenossen gewarnt, ertappt er sie beim Akt. Der Liebhaber flüchtet - läßt zurück seinen Anzug. Als stummer, personifizierter Vorwurf wird dieser nun in das Leben des Paares mit einbezogen: sitzt mit am Tisch, wird gepflegt und - in stillen Momenten - schlüpft sie in ihn hinein. Komische Momente hat diese Dreiecksgeschichte, die das Leid der Personen vergessen lassen.

Matilda ist die doppelt unterdrückte Frau (das Apartheidregime macht sie zum Menschen zweiter Klasse, im Privaten ist sie Dienerin ihres Mannes). Philemon, der betrogene und erst unversöhnliche Mann, tragische Figur, der sich entschließt, zu verzeihen, als es schon zu spät ist...

Die großartige Schauspielertruppe macht das Stück unvergeßlich und sorgte auf den diesjährigen Ruhrfestspielen für frenetischen Applaus.

Ein weiterer Programmtip für den Sommer: "Johanna", von Peter Kern - ein Stück über das Leben der Düsseldorfer Künstlerfreundin Johanna Ey, Premiere am 8. Juli

JULIA