Gott sei Dank!

In einem Leserbrief an die Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 7. November beklagt der Vorstand des Sozialdienstes katholischer Frauen in Neuss: "Seit 1. Juli 2000 werden in unserer Beratungsstelle keine Beratungsnachweise mehr ausgestellt. Seitdem hat keine einzige Schwangerschaftskonfliktberatung mehr stattgefunden."
Das hört sich ja ganz gut an. Aber wie geht es dem Katholikenverein mit Beratungsnachweis?
Der Heilige Stuhl in Rom fährt starke Geschütze gegen den Konkurrenzverein "Donum Vitae" auf. Sie befinde sich "in offenem Widerspruch zu den Anweisungen des Heiligen Vaters", so zitiert die Rheinische Post vom 8. November den zuständigen Apostolischen Nuntius. Der Geschäftsführer von Donum Vitae, Theo Hell, interpretiert die Heiligen Worte so: "Da es Scheiterhaufen nicht mehr gibt, ist als Strafe wohl der Kirchenausschluss gemeint." (RP)
Grund zur Freude im Hause des Oberbürgermeisters Erwin: Seine Hille als Schirmherrin des abtrünnigen Vereins in Düsseldorf kann dann wohl in Zukunft ihrem Joachim die rheinische Spezialität "Himmel und Erde" zubereiten, wenn dieser demnächst alleine seinen sonntäglichen Tempelbesuch verrichtet.

Antifaschist vor Gericht

Am 15.4.2000 fand in Oberhausen-Osterfeld eine Antifa-Demo unter dem Motto "Kampf der NPD/JN" statt. Auch aus Düsseldorf fuhren einige Leute mit der Bahn dorthin, um sich an der Demo zu beteiligen. Am Oberhausener Hbf stieg ein Gruppe von Nazis in den Zug ein, die direkt anfingen zu provozieren. Auf dem Osterfelder Bahnhof kam es zu einem Gerangel zwischen AntifaschistInnen und den Nazis, die auch aussteigen wollten. Die anwesende Polizei griff sich wahllos einen Antifaschisten aus der Menge. "Zwei behelmte grüne Ordnungshüter nahmen mich direkt in den Schwitzkasten und führten mich unter Androhung von Schlägen in Richtung Mannschaftswagen. Auf dem Polizeipräsidium folgte dann das volle Programm: erkennungsdienstliche Behandlung, Verhöre und Einschüchterungsversuche. Angeblich soll ich eine volle Bierdose oder einen Stein (da sind sie sich nicht so sicher?!) in Richtung der Nazis geworfen haben." (aus dem Gedächnisprotokoll) Nun muß sich der Festgenommene vor Gericht verantworten, die Anklage lautet "schwerer Landfriedensbruch". Die Mindeststrafe hierbei beträgt sechs Monate auf Bewährung. Der Vorwurf ist absolut absurd und zeigt wieder mal, wie eifrig Staatsanwälte und Polizei bemüht sind, antifaschistischen Widerstand zu kriminalisieren. Kommt alle zum Prozeß: am Mi 6.12., um 11 Uhr, Raum 108, Amtsgericht Oberhausen

Neues von der Front der "anständigen" Antisemiten-Part I

Mit Schimpf und Schande hatten sie ihn verjagt, damals. Sie, die Medien und er, der Berti - auch "der Terrier" genannt. Deutsche Tugenden - Fleiß, Autoritätshörigkeit, Verbissenheit und aggressiver Patriotismus - sie machten ihn zum "Bundes-Berti". Doch Vogts versagte, und Schande für das Land wird in Deutschland hoch geahndet. Doch Berti - seinem Duzfreund Kohl nicht unähnlich - wußte die wahren Gründe dieser Schande: Eine "Verschwörung", so Vogts, stecke hinter seinem und dem Fall Deutschlands aus dem Fußballhimmel. Doch es kommt die Zeit, wo die Ehrlichen, Anständigen und Pflichtbewußten wiederkommen und Deutschland von seinem Joch befreien. In Zeiten von Diskussionen über die "deutsche Leitkultur" ist auch für Berti wieder ein Platz zum uneigennützigen Wirken - zum Wohle deutscher Clubs und vielleicht bald auch wieder zum Wohle der ganzen Nation. Wenn schon nicht die Nationalmannschaft, dann vielleicht als CDU-Generalsekretär. Die brauchen jemanden wie Berti...

Neues von der Front der "anständigen" Antisemiten - Part II

In allerbester Gesellschaft befand sich Paul Spiegel kürzlich in Düsseldorf. Die Deutsche Bank hatte zum Gänseessen geladen und lauschte danach den Ausführungen Spiegels zum Thema "Leitkultur". Dem anwesenden renommierten Anwalt Udo von Busekist stießen Spiegels Aussagen wohl so sehr auf, daß er sich dazu hinreißen ließ, seine eigene Erlebniswelt als Nazi-Kämpfer zum besten zu geben. Er sei Flakhelfer in Auschwitz gewesen, erklärte er dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, und dort, so führte er aus, habe er kaum eine Gewalttat gegen Juden gesehen. Wenn leitende deutsche Volksgenossen Leitgedanken über deutsche Leitkultur zum besten geben, offenbart sich halt leidvoll der inhaltliche Kern dieser Leitkultur.

CDU gegen Rechts

In Kamp-Lintfort kam das CDU-Mitglied Pudevell seinem Parteiausschluss zuvor, indem es selbst ausgetreten ist (RP vom 22.11.). Kein Wunder, denkt man, schließlich ist die Bezeichnung von Ausländern als "Kakerlaken, die aus dem Urwald kommen" auch für CDU-Ohren nicht unbedingt selbstverständlich. Oder doch? Die harte Strafe sollte Pudevell treffen, weil er "Interna ausgeplaudert habe" (ebd.). Nicht er, sondern der Parteikollege Ueffing hatte diesen Spruch getan und Pudevell machte es dann öffentlich. Ueffing behält übrigens sein Ratsmandat.

Deutsches Schriftgut aus fremder Feder

Da haben böse Buben oder Mädels Flugblätter mit volksverhetzendem Inhalt in Pempelforter Briefkästen verteilt (RP vom 16.11.). Das ist zunächst eigentlich keine Meldung wert. Pikiert war die Stadt halt darüber, dass diese Schriftstücke mit ihrem Briefkopf versehen waren. Da es für den Bürger schwer ist, die offiziellen Verlautbarungen ihrer Obrigkeit von Hetztiraden aus dem rechten Sumpf zu unterscheiden, hat der Oberbürgermeister klargestellt, wie Original und Fälschung zu unterscheiden sind: "Klar erkennbar wird die Fälschung am Absender 'Der Oberstadtdirektor' - den gibt es seit Ende 1999 in Düsseldorf gar nicht mehr."

Günstige Miete für deutschen Blockwart

Weil einerseits der Lohn vorne und hinten nicht reicht und andererseits Immobilien gewinnträchtige Anlagen sein sollen, haben es normale Mieter schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Da die Masse der Lohnabhängigen nicht auf der Straße leben kann, hat der Staat den sozialen Wohnungsbau eingerichtet.
Die vom Staat finanziell unterstützten Wohnungen sollen aber nicht in Konkurrenz zum freien Wohnungsmarkt treten. Daher müssen sogenannte Besserverdienende eine "Fehlbelegungsabgabe" zahlen.
In Düsseldorf haben CDU und SPD damit nun ein Problem bekommen (RP vom 4.11.). Sie müssen registrieren, dass immer mehr Mieter ihrer Sozialwohnungen, die eine Fehlbelegungsabgabe zahlen, sich Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt suchen. Zurück bleiben diejenigen, denen die Knete fehlt, um sich mal nach was Hübscheren umzuschauen.
Man könnte meinen, dann hat die Fehlbelegungsabgabe doch seinen Zweck erfüllt. Könnte man, tut es aber nicht! Denn "mit großer Sorge beobachten Wohnungsgesellschaften, dass deutsche Mieter die Großsiedlungen verlassen und noch mehr Ausländer einziehen ... Schon jetzt seien die Verhältnisse in Multikulti-Anlagen schwierig und nur mit großem sozialen Aufwand beherrschbar." (ebd.)
So wird der Ordnungspolitiker zum Rassisten: Der Ausländer bringt Unordnung und Ärger. Dieser muss beherrscht werden. Durch wen? Durch den deutschen Mieter natürlich. Die Schlussfolgerung ist klar: "Die Fehlbelegerabgabe soll in Großsiedlungen wie Garath-Ost, Wersten-Ost, Grünau, Aachener Platz und Hassels-Nord fallen." (ebd.)
Der deutsche Blockwart feiert seine Wiederauferstehung.

Katholische Erziehung und der Stammtisch

Der Neusser Chefideologe aus der katholischen Szene, Dr. Albert Wunsch, versucht jetzt auch auf rechtsrheinischem Gebiet auf Bauernfang zu gehen. Mit seiner Stammtischparole "Die Kinder bringen es im Leben zu nichts, weil sie zu sehr verwöhnt werden" (vgl. Terz 2/00) trat er kürzlich vor Eltern in der Aula der Elsa-Brandström-Schule auf (RP vom 10.11.). Diese waren zunächst nicht sonderlich angetan von den rüden Sprüchen des Sozialpädagogen. Aber der Wunsch-Appell an die Erziehungspflichten der Eltern ließ diese dann doch weich werden. Schließlich wissen alle Laien- und Profi-Pädagogen, dass Erziehung kein Zuckerschlecken ist, sondern was mit Zurichtung auf ungemütliche gesellschaftliche Verhältnisse zu tun hat.
So konnte Dr. Wunsch gefahrlos mit dem Erziehungs-Tipp, entnommen aus dem wirklichen Leben, "Einfach mal die Versorgungspipeline kappen" (ebd.) die Veranstaltung unter lautstarkem Applaus beenden.

Gewalt unter Schülern: Alles Theater!

Der Düsseldorfer Theater-Regisseur Simon Steimel hat sein Stück "Tatverdächtige" vor rund 10 000 Schülern und Lehrern in Düsseldorf aufgeführt. Gewalt unter Schülern ist Thema des Schauspiels.
Gegenüber der Rheinischen Post (22.11.) verriet Steimel seine bahnbrechenden Erkenntnisse über die Ursachen von Gewalt an der Schule: "Die Kinder verbringen ihr Wochenende vor dem Fernseher oder der Playstation. Erziehung zu Hause findet nicht statt. Lehrer müssen immer größere Klassen betreuen, immer mehr Wochenstunden unterrichten. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem." Bei dieser Untersuchung wird einsichtig, warum sich die Kids die Köpfe einschlagen. Es ist der Aggressionstrieb der Kids, der ungesteuert in die falschen Kanäle gelaufen ist, wenn die Schüler übereinander herfallen. Entsprechend fällt Steimels Therapie aus: "In seinem Anti-Gewalt-Workshop bringt er Schülern bei, sich gegenseitig anzuschreien ohne sich ‚direkt in die Fresse zu hauen'." (ebd.)
Die Diagnose Steimels entkleidet die Taten der Kids von jedem rationalen Inhalt. Ob der Schüler seinem Gegenüber "einen auf die Fresse gibt", auf einen Sandsack eindrischt oder einfach mal seine Seele ausschreit, irgendwie ist alles nur Äußerung eines ominösen Triebes, der im Verborgenen seine Fäden zieht.
Als hätte der gewalttätige Schüler nicht seine guten Gründe für die Art und Weise seiner Problemlösungsstrategien. Ob die allerdings vernünftig sind, ist eine andere Frage. Alles weitere dazu findet sich Im Artikel "Klagen über die Schule: Dummheit und Gewalt" in dieser Ausgabe der Terz.