musicSKANK DEEP! TROJAN RECORDS REVISITED

Trojan Records wurde im Jahr 1967 gegründet. Damals war es nur ein Nebenlabel von Island und bekam seinen Namen von Duke Reid the Trojan, der sich selbst um die ersten Releases kümmerte. Auf den Namen war er durch die Marke des LKWs gekommen, auf denen er seine Soundsystems transportierte. Heute ist Trojan fast ein Synonym für Reggae geworden und bleibt die Heimat für einige der besten Stücke, die die Musik der kleinen karibischen Insel jemals hervorgebracht hat - so die Legende, so die Wahrheit. Jüngst erst wurden die Schätze des Labels, das in seiner besten Zeit 80% des Reggae Marktes in Bezug auf Produktion und Vertrieb kontrollierte - und das in einer Zeit, als wöchentlich bis zu 180 Reggae-Singles herauskamen -, und das in den 80ern nahezu stillgelegt wurde und sich seitdem vor allem durch Rereleases des alten Materials profiliert, wieder greifbar: die Jamaican Hits Box Set versammelte 50 Tracks, die zwischen 1960 und 1973 in den Top 25 von Radio JBC, einer der wichtigsten Radiostationen des Landes, vertreten waren, das Ska Box Set 2 versammelte 50 Tracks des frühen Ska der Endfünfziger und Anfangssechziger, der sich gerade frisch vom afroamerikanischen R&B der Zeit emanzipierte und konturierte, das Tighten Up Box Set vereinigt 50 Tracks der insgesamt acht legendären "Tighten Up"-Compilations, die zum ersten Mal die 45er Kultur des Reggae auf ein europäisches 33er Format und damit zu ungeahnter Popularität brachten, und die Dub Box 2 schliesslich öffnete abermals die Echo-Archive und präsentiert 50 grossartige Tracks der 70er und 80er Jahre. Jetzt geht die Serie weiter mit dem Dancehall Box Set, das wie gewohnt auf 3 CDs den Stil auffächert, der von 1979, als Barrington Levy das Studio betrat, bis Mitte der 80er seinen grossen Craze hatte (wer kennt nicht den Kracher "Donkey want Water" von Yellowman und Fathead) , dann das Rastafari Box Set, das, eher untypisch für Trojan, eine reine Serie von superben Rasta-Roots-Tracks beinhaltet, die von den Spätsiebzigern bis in die Mittachziger grösstenteils im Channel One Studio an der Maxfield Avenue Kingston aufgenommen wurden. Und schliesslich gibt es aktuell noch das Soulful Reggae Box Set, das 50 Reggae-Versionen von US-Top-Hits wie Living for the city, Shaft, Am I black enough, People make the world go round, Kung Fu Fighting &&& enthält - wie ihr seht, wahrhaft viel zu checken und zu entdecken. Alles natürlich mit superben Info- und Linernotes, und alles in "Limited Edition", zudem nicht wenige Sachen zum ersten Mal auf CD. Fazit: Superber jamaikanischer Vintage-Stuff, der dich schlicht und einfach vor Klasse wegbläst. Das Londoner Label mit dem Trojanerhelm, der klassischste aller jamaikanischen Referenzpunkte, kompilierte Ende der 60er Jahre Ska, Skank, Two-Tone, Rocksteady, Reggae, Lovers Rock und mehr in einem europäischem Kontext und machte es für einen grösseren Kreis weisser Popmusikhörer zum ersten Mal hörbar. Zudem klassische Arbeitermusik, zuerst von den Mods, dann den Rude Boys und schliesslich von den frühen Skins akzeptiert und euphorisch aufgenommen. Als Ende der 60er die Mittelschichtskinder in psychedelischen Hippieträumen schwebten, waren Ska und Reggae für die Skinheads, die Arbeiterjugendlichen, die einzigen Popmusiken, die wirklich zählten. Zu dieser Zeit hatten die Skins noch keinerlei weisse Stars und holten sich ihre Idole aus den schwarzen Musik-Files, die Trojan damals erstmals verfügbar machte. Erst als ca. 10 Jahre später weisse Stars in der Skin-Szene auftauchten, dominierte der Rassismus in der Skin-Szene endgültig. Die Ska-Tracks der frühen Jahre jedoch zeichnen ein völlig anderes Bild - kaum vorstellbar heute in einem Land, wo zu aggressiv-muffigen Rockmodellen von vorgestern national befreite Zonen geschaffen werden sollen. Wir wollen nichts überstürzen, aber der Sound von Trojan, von schlagermässigen Happy Tunes über Rude zu superdeep, ist heute ein ziemlich guter Ansatz für international befreite Zonen.

MARCUS

Jamaican Hits Box Set / Ska Box Set 2 / Tighten Up Box Set / Dub Box 2 / Dancehall Box Set / Rastafari Box Set / Soulful Reggae Box Set - jeweils 50 Tracks auf je drei CDs. (Trojan Records / Groove Attack)


musicIch gestehe,

daß man, wenn man in dadaistischen Lautgedichten von Tristan Tzara mehr Sinn erkennt, als in den meisten Gesprächen, die man so mitbekommt, in einen kritischen Bereich kommt. Aber bei den momentanen Debatten in Deutschland überkommen mich zwangsweise Herbstdepressionen. Künast von den unsäglichen Grünen verabschiedet sich vom MultiKulti-Begriff und faselt von linker Einwanderungspolitik. Ich verstehe das nicht. Wieso reden rechte Politiker in einer rechten Partei über was auch immer für linke Politik? Den Linken nimmt den Brüdern und Schwestern ja wohl hoffentlich keiner mehr ab. Und die deutsche Leitkultur? Das ist stramm. Ich möchte die Diskussion aber um einen sicherlich überzeugenden, weil realistischen Begriff erweitern. Wir sind doch in Wahrheit dabei, eine MultiEthnie NullKulti Gesellschaft zu bosseln. Auch der Türke darf in den Container! Aber bloß kein Buch mitnehmen. Da, wo alle gleich blöd sind spielt die Herkunft keine Rolle mehr. Andere Länder sind mit Einwanderungserleichterungen doch viel weiter. In Frankreich ist die Tradition, daß junge Männer aus ganz Europa sich zur Legion melden können, doch ein gelungenes Beispiel für Integration. Und auch bei unseren Jungs Richtung Stalingrad waren doch damals Finnen, Ungarn, Rumänen, Italiener und viele andere Nationen dabei. Und die Waffen SS erst. Ein Völkergemisch ohnesgleichen würden verbohrte Nazis dazu sagen. Also es gibt viele Möglichkeiten, Deutsch zu werden bzw. Ausländer aufzunehmen. Warum sollte beim nächsten Balkankrieg keiner, dessen Eltern aus Anatolien stammen, die Bomben werfen? Kann man nicht über konsequent deutsches Handeln auch als Ausländer Deutsch fühlen lernen?

Scharping und Fischer tut was für Euer Geld! Ich will eine Fremdenlegion als Beitrag integrativer Rot-Grüner Friedenspolitk! Prost!

Dafür sind wenigstens einige großartige Scheiben zum Herbst rausgekommen. In trüben Tagen kann man erst einmal mit J. Masis & The Fog sich "More Light" (Cityslang) wünschen. Natürlich klingt dies hier nicht wesentlich anders als seine Dinosaur Jr. Platten. Aber der Meister ist nicht in seiner depressivsten Phase. Die Musik ist sogar ziemlich treibend und rockig und sein unverwechselbares Gitarrenspiel dürfte hoffentlich bekannt sein, alles andere ist die gewohnte Melancholie.

Und damit geht es bei Johnny Cash nahtlos weiter.American III: "Solitary Man" (Columbia) ist ganz sparsam instrumentiert, meistens nur Gitarre und Klavier und Cashs Stimme, die einem unter die Haut geht. Die meisten Stücke sind Cover von Neil Diamond bis hin zu Nick Cave's "The Mercy Seat", das er meines Erachtens nach optimal interpretiert, weil er eben nicht, wie bei den meisten Leuten, die covern, nur fremde Stücke nachspielt. Für Leute, die Angst vor traditionellem Country haben, sei gesagt, daß das hier kaum zu finden ist. Cash stellt sich als alter Einzelgänger und Außenseiter dar, nicht als Rodeobruder.

Isolation Dub und kein Ende. Natürlich gibt es auch moderne Musik, die zum Herbst passt. "Greetings from Birmingham" (Hymen) von Scorn zum Beispiel."Technoid noises for collapsing people" soll das sein und ist wie immer dumpf und scheppernd. Eines meiner musikalischen Aha-Erlebnisse war vor langer Zeit die Metal Box von Pil (meine Güte, das ist fast 20 Jahre her). Wer das damals mochte, findet sowas nun in Elektrosound und frischer. Für den normalen Technofreund ist dies hier allerdings mit Sicherheit jenseits von allem. Wippen statt Zappeln.

Ganz knapp noch reingekommen ist die CD der Düsseldorfer Mexican Allstars, die viele bestimmt schon live gesehen haben. Die gleichnamige CD (Rolf & the Mexican Allstars) ist nach vorn gehender Metal, richtig kräftiger Sound. Da muß man sich keine Chilli Peppers kaufen. Wer mehr wissen will, sollte mal auf die Triggerfish-Seite (www.triggerfish.de) ins Netz gehen. Anspieltip 2nd Chance!

Fortuna hat in Aue gewonnen. Jubilate! Wo ist Aue? Was ist Aue? Wer ist Aue? Aua!

Gadji beri bimba blob und tschüss....

Fehri


musicSPARE PARTS

Hi Freaks. Ihr seid echte Freaks, das merk ich. Das riech ich meterweit. Freaks. Ich seh hier nur echte Freaks. Superfreaks. Wie Angie halt, die im RP-Interview sagte: "Ich bin ein Freak der Vaterlands-Debatte." Freak. Cool. Locker. Verdammt nah dran. Hab doch immer gesagt, dass Angie ein Freak ist. Und was für einer - werdet ihr Euch spätestens 2002 von überzeugen können. Dann brechen Zeiten an. Herrschaftszeiten. Frauschaftszeiten. Für echte Freaks. Superfreaks halt. Das Jahr vermacht sich. Was kann man ihm noch mitgeben in die ewigen Jagdgründe? Vielleicht einen von diesen netten Leni-Riefenstahl-Kalendern, die via Taschen-Verlag jetzt in jedem Buchladen stehen (natürlich nur echt mit Reichsparteitag), Wandschmuck für Designerlofts 2001? Vielleicht doch besser den einen oder anderen Tonträger. Hier einige zur Auswahl. Da Aphex Twin nach gut vertraulichen Infos auf eine neue Platte eher nicht so viel Bock hat bzw. wahrscheinlich eh im Internet untergetaucht ist, nehmen wir doch einfach den russischen Aphex Twin. FIZZARUM heisst das Trioprojekt, dass sich 1996 in St. Petersburg und danach im Internet gründete. MONOCHROME PLURAL (Domino) ist eine von diesen Platten, die Warp-Ästhetik, intelligent-weirde Programmierung und spooky melodies einiges verdanken und dann gleich frisch ins Heute überführen. Schön, dieses Geknuspere, dass extrem an "Selected Ambient Works" und Autechre erinnert, heute nochmal anders zu hören. Erfindet kein Rad neu, ist 1fach nur gut. Reicht ja manchmal. Passend zu dieser Soundästhetik: MOUSE ON MARS mit ihren fantastischen INSTRUMENTALS (Sonig), weniger fluffig, eher subtil mit grau und schattigen Tönen, in denen das Glitzern der Spiegelungen nicht so offensichtlich ist. 52 Minuten allerbester Soundtrack für Herbstspaziergänge. Schlusslicht dieser Trilogie: ein neues Lebenszeichen von BOARDS OF CANADA. Das Duo verkriecht sich derzeit in einem Bunker in den schottischen Highlands, um ungestört an einem neuen Album zu basteln. Der wundervolle 4-Tracker IN A BEAUTIFUL PLACE OUT IN THE COUNTRY (Warp) vertröstet bis dahin: atmosphärische und beruhigende Scapes, deren Wirkung sich nicht in-yer-face, sondern sehr subtil entfaltet. Die nächsten Platten schliessen sich in ihrer Soundästhetik nahtlos an: LANGUIS sind Kalifornier, die anscheinend die Sonne auch mal ausknipsen können, ohne gleich alles zu verfinstern. Auf UNITHEMATIC (Simballrec / Hardwax) mischen sie digitale und analoge Elektronik, so dass sich Wärme mit einer faszinierenden charmant-unterkühlten Distanz generiert. Hier verschliesst sich aber nichts, es ist so, als ob man in einem Vorort ein halbverbranntes Tagebuch findet. Findet's raus. Mindestens genauso schön und bewegend ist das Album FOLK SONGS FOR TRAINS, TREES AND HONEY (Warp) von SAVATH & SAVALAS (Telly?), das der Produzent Scott Herren aus Miami bereits im Sommer 1998 bis Frühjahr 99 in Brooklyn und Atlanta aufgenommen hat. Die Tracks zeichnen sich durch organische Klanghaftigkeit aus, die eine leichte, aber konzentrierte Elegie auf das Reisen und Unterwegssein bedeuten könnten. Herren produziert ansonsten auch Tracks mit urbaner Kante und aussenstehenden Gast-MCs, dieser Release aber geht eindeutig in Richtung Ambient. Die Gruppe BELGIUM produziert ebenfalls elegische Soundscapes. Das ursprüngliche Soloprojekt von Georg Sehrbrock bezieht sich auf Minimal Music, Rock, Jazz und ethnischer Musik, erweitert diesen Rahmen auf ZERO (Klangbilder / Artelier) jedoch mit weiteren Musikern zu einer Auslotung von Komposition und Improvisation mittels akustischer und elektronischer Sounds. Der Gesamteindruck bleibt in der Nähe der Soundtrackmusik ohne Film, obwohl man diese Schublade gerne vermeiden möchte, allein: was bitteschön sonst soll die bisweilen opulent anmutende elegisch-träumerische Schwere der Tracks sonst vermitteln? Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich spannend. Dann die Berliner Gruppe PALOMA. Hanno Leichtmann und Johannes Strobl sind schon lange in den Bereichen Improvisation, Komposition und Programmierung unterwegs. Ihre Platte DIRECTIONS IN MUSIC (ihr Götter: welch ein Titel!) auf dem Kölner Mehrwert-Label nun zeigt klar ihre schon vor Jahren ansetzende Hinwendung zur "Elektronik", heisst: für viele Improfreaks (und es geht ja um Freaks in dieser Spare Parts) trat vor allem Techno ab Mitte der 90er enorm Arsch, heisst: es war für sie nicht mehr zu ignorieren. Auf der Platte sind diese späten Basics nun endgültig angekommen, allerdings sehr slick, sophisticated und smart. Die Platte isst Programmierungsbrötchen und setzt ganz selbstbewusst House- und Downbeathaufen in die Ecke, das klingt ganz gut, kann mir aber bei bestimmten Beats beim besten Willen keine Euphorie entlocken. Das ist alles gutes Handwerk, das weder brennt noch "Wow" rufen lässt. Weshalb also gleich am Anfang Andy Warhol sprechen muss, bleibt unklar. Bleiben wir bei Beats: Spannender finde ich da, wenn schon, eine völlig unspektakuläre, aber grandiose Downbeatexkursion von SLOP SHOP: MAKRODELIA 2 (Poets Club Rec) ist von JP Schwalm mit ausserordentlichem Studiogespür produziert worden, dass Brian Eno hier ein Supervisor war, kommt folgerichtig am Rande vor, setzt diese Musik aber ins richtige Licht. Die abgedrehte Beatbastelvariante dagegen stellt ANDY VOTEL dar. Der erst 24 Jahre junge Grafikdesigner, Filmemacher und Labelchef von Twisted Nerve stellt mit dem Minialbum STYLES OF THE UNEXPECTED (XL Recordings / Beggars) sehr eigene abstrakte Klanggebilde vor, die sehr unterschwellig wirken und den ausgeleierten Pullover TripHop zu cooler neuer Wolle fädeln. Wenngleich nur ein Teaser für ein kommendes Album. Der aus Manchester stammende Votel ist Teil der dort ansässigen famosen FAT CITY-Crew. Label und Laden vertreiben seit einiger Zeit die besten Funk, Soul und HipHop-Joints der Jetztzeit, Votel compilte auf SPECIAL BREW - FINDERS KEEPERS (Fat City) nun unglaubliche Rarities und Oddities aus den 60ern und 70ern, die jeden müden Partysesselpuper in die Höhe treiben. Ähnliches könnten auch die Platten des UBIQUITY-Labels aus San Francisco erreichen, das dieses Jahr 10 Jahre alt wird. CUBOP ist eine Compi mit sagenhaften Brazil-und Afro-Cuban-Jazz-Stilen, THE NEW LATINAIRES 3 dagegen ein wenig beatlastiger. Auf beiden sehr empfehlenswerten Alben verbindet sich die Tradition mit der um gut ausgearbeitete Remixe erweiterte Moderne. Perkussion statt Stumpfsinn, check that out! Die Compilation SISTER FUNK (über Groove Attack) dagegen bietet erstklassigen hardstompin female funk-Geschichtsunterricht. Irgendwie cooler als die jungshafte Bolzplatzkampfroboter-Ästhetik, mit der die britischen Beathooligans FREESTYLERS agieren, wenn auch ihre 2CD Compilation ELECTRO SCIENCE (Urban Theory) rockt und nurmehr oberamtliche Klassiker enthält. Noch mehr Compis: MATT JANN LANNONT macht genau den richtigen Mix für die, die sich über den aktuellsten UK-2-Step-House-Roots informieren wollen: auf 2 CDs ist indeed alles nennenswerte drin (auf React). STYLE IN THE CITY COLLECTION vom Krefelder Label Electric Lounge ist dagegen eine downtempolastige Reise durch gemässigte, aber eben teilweise interessante Loungetracks, der Rest ist Boutiquenfutter. JAQUES LU CONT aka Rhythm Digitals morpht sich dann auf einer sehr persönlichen ungemixten DoppelCD durch die 80er (auf Blueprint), bisweilen nice, dann wieder Formatradio. Nicht unbedingt schlüssig, was das soll. Das bisschen HipHop im Schweinsgalopp: FIVE DEEZ bringen mit der SECRET AGENT EP (Dimensia) Cincinnati auf die Landkarte, und das mit Nachdruck: scharfer Flow, steht in nichts dem ersten Album von KUTMASTA KURT nach: PRESENTS MASTERS OF ILLUSION (Rapster), das Debut aus Santa Monica, ist gewohnt tiefergelegte Kuppelei, die gelassen durch eine eigene Realitätswahrnehmung spaziert und viel findet. Kurt und zwei Kenner, die schon mit Assen wie Vadim oder Dilated Peoples produzierten, haben einen ziemlich guten Kracher produziert, der in kürzester Zeit zum gefragten Klassiker mutieren könnte. Eine fette Adresse ist nach wie vor das SOLESIDE-Label, das, von Davis, Kalifornien gestartet, mittlerweile als QUANNUM an der Ostküste haust. GREATEST BUMPS (Ninja Tune / Zomba) präsentiert auf 2 CDs wahrhafte Brecher, die vor Funk-Hop-Fett strotzen, dann aber wieder konzentrierte Klasse haben. DJ Shadow, Latyrx und Blackalicious präsentieren Leute wie Jurassic 5, Divine Styler oder El-P, und das soll als Anregung reichen. Zudem: fast alles vergriffenes oder nicht veröffentlichtes Material. HipHop-Joint des Monats, klar. Aus UK kommt dann mit FINGATHING's Album THE MAIN EVENT (Grand Central) eine gute Nachricht vom Label der Manchester-HipHop-Legenden Rae & Christian. Nett gemacht, einige Tracks sollten Beat-Addicts ausprobieren, insgesamt aber gefällt mir die Produktion zu wenig: zu behäbig und gewollt crazy, denn die Sample'n Scratchästhetik dürfte wohl schon einige Jahre alt sein. Hilfestellung gibt's zwar von verdienten Mancunians wie Mr. Scruff, doch die geruhsamen Basslines und das kinderhafte Gescratche heizt keine Party an, no way. Ein komischer Typ dagegen ist JACKNIFE LEE. Sein Debut PUNK ROCK HIGH ROLLER (Palm Pictures) fällt durch einen kauzig-krachigen Mix aus Rock, Funk und DJ-Aversionen auf. Der erste Titel heisst "1970's dictator chic" und klingt auch so, "easy" hingegen disst alle prätentiös-schnöseligen DJ-Ärsche, die man immer schon gehasst hat: "i really love it when you fall on your arse, you're such a prick you think you're so full of class, and you're as dumb as all, those records you spin, and you're as real as the shroud of turin. cause i like taking it easy yeah I like taking it easy. if I was shug knight I'd be breaking your arm but it's my laziness that keeps you from harm." Das alles zu easy-entspanntem Bill Withers-Sound, ist doch nett. Das auf selbem Label erschienene Album PARLANCE OF TIME von ELWOOD aus North Carolina hat dagegen regelrecht Hitpotential. 10 Jahre lang arbeitete der Mann als Tontechniker für ein Studio, in der die HipHop-Creme aufnahm, das Album jedoch klingt sehr mainstreammässig und eben - genau, wie man sich ein Tontechnikeralbum so vorstellt. Bitte nicht immer gleich Steely Dan-Vergleiche in den Waschzettel schreiben, denn diese urcoole tiefe Leichtigkeit erreicht Elwood hier neverever. Erwähnen möchte ich dann noch die SHAKEDOWN-Compilation der Drum&Bass-Pioniere X-Plorer und D-Pulse, dessen via Groove Attack vertriebenes Album die hörenswerten Tracks, an denen die Kölner seit Jahren stoisch rumbasteln, bevor sie sie auf den Floor treiben, lässig versammelt. Die Bandmusik läutet das Jahr aus: ein uraltes Livealbum von BLONDIE mit Videofootage kann logisch nur gewinnen. Dann THE GENTLE WAVES mit SWANSONG FOR YOU. Ich habe ja schon erwähnt, dass die komplett überschätzten Belle&Sebastian nerven wie nix zuvor, ausser, wenn Isobel Campell singt. Da sie das leider viel zu selten tut, ist ein Soloalbum von ihr genau das Richtige, um mich mit Gesang und Texten des unsäglichen Sängers etwas zu versöhnen. Hier hat's String-quartette galore, aber mit diesen Arrangements geht das. Leider sind die Projekte ja untrennbar miteinander verbunden, aber sie sollte wirklich solo weitermachen, denn das hat Klasse (Jeepster). Und wer jetzt noch ruhiger werden will, hört das neue grosse kleine Album von CALLA: SCAVENGERS (quatermass) ist wahrhaft Zen in der Wüste. Komm schlaf, Rock. Superfreaks. Ich seh Euch.

MARCUS