An der Hochschule Düsseldorf (HSD) wurde am 17. Mai die Regenbogenfahne gehisst. Die Aktion fand zum zweiten Mal statt. Soweit nichts Besonders mehr? Nicht ganz.

In Zeiten der Pandemie, in denen Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen gelten, ist es schwer, eine Veranstaltung zu organisieren – mit Ehrengästen, Presse und großer Sichtbarkeit. Das zu stemmen ist etwas Besonderes. Auch und vor allem mit Blick auf das Anliegen von #FlaggeZeigen. Ein Gespräch mit Martin, für das autonome Referat für bisexuelle und schwule Studierende in Düsseldorf Mitinitiator der Aktion. Und mit Paul, aktiv für #FlaggeZeigen an der HS Düsseldorf.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Martin und Paul, wofür steht die Regenbogenfahne für Euch?
Paul Die Regenbogenfahne? Sie ist für mich vor allem ein Ausdruck für einen Teil meiner Identität.
Martin Und sie ist ein Symbol für „pride“ und Sichtbarkeit für LSBTIQ* – für unsere Interessen und für uns als Menschen. Darum haben wir auch 2021 mit #FlaggeZeigen ein Zeichen gesetzt.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Warum habt Ihr diesen Weg gewählt?
Martin Wir hatten die Aktion im letzten Jahr das erste Mal durchgeführt – damals mit dem Vorlauf von knapp eineinhalb Jahren und vielen Gesprächen vorab. Jetzt wollten wir Kontinuität schaffen und zeigen, dass wir auch in diesen Zeiten in unserem Engagement stark bleiben. Symbole sind dafür eine gute Möglichkeit.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf In letzter Zeit sind Symbole wie die Regenbogenfahne auch Ziel von Anschlägen geworden. Beschäftigt Euch das?
Paul Ich war schockiert als ich davon hörte, dass in Köln Regenbogenfahnen angezündet worden sind. Auch in Düsseldorf wurden Flaggen beschädigt. Klar ist, Symbole sind oft mächtig und das sollen sie auch sein. Sie stehen für etwas und das darf auch zu Diskussionen führen. Was gar nicht geht, ist diesen Hass unbeantwortet zu lassen.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Was antwortet Ihr Menschen, die so etwas tun?
Martin Auf Hass, darf niemals Hass die Antwort sein. Schweigen aber auch nicht. Wir solidarisieren uns mit den Menschen, die den Wandel in der Gesellschaft und auch in ihrer Religion wollen. Für uns steht die Regenbogenfahne für Sichtbarkeit, Kraft, Mut und auch Widerstand
Paul Und diesen werden wir leisten. So vielfältig und kreativ wie möglich – und zu jeder Zeit.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Vielfältig war auch Eure Aktion #FlaggeZeigen. Wie lief es?
Paul Alles in allem sind wir zufrieden. Natürlich hätten wir uns lieber mit vielen Menschen versammelt. Denn unser Wunsch ist es selbstverständlich, dass sich viele beteiligen können und von unserer Aktion erfahren. Das ist uns aber auch jetzt auf jeden Fall gelungen.
Martin Bezirksbürgermeister*in Annette Klinke war vor Ort, was auch ein schönes Zeichen der Wertschätzung ist. Uns erreichen ganz generell viele positive Rückmeldungen auf unser Regenbogenlogo der HSD. Mit unserer dezentralen Foto-Kampagne unter dem Hashtag #FlaggeZeigen war unser Anliegen sehr präsent.
Paul Dann gibt es ja auch die Umfrage zur Situation von bisexuellen und schwulen Studierenden im Hochschulkontext. Die Auswertung wird noch etwas dauern, aber schon jetzt erhalten wir positives Feedback dafür, dass wir mit der Befragung das Thema stark machen.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Was kommt als Nächstes?
Paul Nicht alles was wir uns überlegt hatten, konnten wir umsetzen. So hätten wir gerne auch ein Kunstwerk der Vielfalt am Campus geschaffen. Das wurde so, in der geplanten Form, leider nicht genehmigt. Wer uns kennt, der weiß: Hürden halten uns nicht auf. Wir sind in Gesprächen und vielleicht finden wir einen anderen Ort, an dem wir Raum dafür finden.
Martin Und wir starten auch wieder mit Online-Veranstaltungen, bis wir uns wieder real treffen können.

Autonomes Referat für bisexuelle und schwule Studierende Düsseldorf Könnt Ihr zusammenfassen, was das Referat ganz grundsätzlich macht?
Martin Klar, gerne. Wir sind im Grunde die Interessenvertretung für LSBTIQ*-Studierenden in Düsseldorf und an der HSD. Auch im Studium gibt es viele Situationen und Fragestellungen, die auf queere Studierende zukommen. LSBTIQ*-Menschen ein sicheres Umfeld zu bieten, in welchem sie sich ausprobieren und Menschen kennenlernen können, sehen wir als unsere Aufgabe. Aber eben auch Ansprechpartner für Gremien und Professor*innen zu sein.
Paul Mitmachen geht natürlich auch, am Einfachsten durch unsere Email-Adresse: bi.schwulenreferat[at]asta-hsd[dot]de . Sprecht uns einfach an.

TERZ Danke, Ihr beiden, für das tolle Gespräch!


Der Antifa-AK an der HSD präsentiert als Mitveranstalter:

INPUT antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf:
Die rechtsterroristische „Gruppe S“ vor Gericht – erste Zwischenbilanz mit NRW- und Düsseldorf-Bezug
Dienstag, 29. Juni 2021, 19:30 Uhr, zakk, Fichtenstraße 40
Referent*innen: Prozessbeobachtungsgruppe der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW“ und Antirassistisches Bildungsforum Rheinland

Am 13. April 2021 startete vor dem OLG Stuttgart der einstweilen bis Sommer 2022 terminierte Strafprozess gegen zwölf Männer aus sechs Bundesländern, darunter auch drei aus NRW. Sie werden beschuldigt, eine rechtsterroristische Gruppe gegründet zu haben und/oder in einer solchen Mitglied gewesen zu sein bzw. – im Falle eines im Polizeiverwaltungsdienst stehenden Angeklagten aus Hamm – diese Gruppe unterstützt zu haben. Die „Gruppe S“ plante, bewaffnete Anschläge auf Moscheen zu verüben und hunderte Muslim*innen zu ermorden. Weitere Anschläge, u.a. auf politische Gegner*innen, sollten folgen. Ziel war, einen Bürgerkrieg zu entfachen und dadurch einen „Systemumsturz“ einzuleiten. Die Mitglieder der „Gruppe S“ und ihr nahes Umfeld stammen nicht aus klassischen Neonazi-Gruppierungen, sondern aus germanentümelnden und/oder sich als „Bürgerwehren“ verstehenden extrem rechten Strukturen wie „Soldiers of Odin“, „Freikorps Heimatschutz“, „Vikings Security Germania“, „Wodans Erben Germanien“ und „Bruderschaft Deutschland“ (BSD): zornige, mehrheitlich ältere weiße Männer, die sich als „letzte Bastion“ im Kampf für ihre „Heimat“ verstehen. Dass nicht auch Düsseldorfer BSD-Führungspersonen auf der Anklagebank sitzen, haben diese vermutlich einem Zufall und eventuell auch fehlendem Verfolgungsinteresse der Strafverfolgungsbbehörden zu verdanken.
Aktuelle INPUT-Veranstalter: Antifaschistischer Arbeitskreis an der HSD und AG INPUT, in Kooperation mit dem Antirassistischen Bildungsforum Rheinland (ABR) und SJD – Die Falken Düsseldorf.