Fortuna auf Abwegen

Endlich mal wieder so richtig die Sau rauslassen, dachte man sich bei Fortuna. Für das letzte Spiel der Saison auf St. Pauli kann man mit dem Flieger anreisen, für schlappe 595,- Euro pro Person. Das kam bei einigen Fans aber gar nicht gut an. Mal abgesehen vom dem nicht gerade sozialen Preis der Reise fällt bei so einem Kurzstreckenflug jede Menge CO2 an. Mit der Bahn kommt es nicht nur günstiger sondern schont auch wesentlich mehr die Umwelt. Pikant dabei ist, dass Fortuna sich als zweiter Fußballverein in Deutschland zur Klimaschutzdeklaration „Sport for Climate Action“ der Vereinten Nationen bekannt hat. In der Vereinssatzung steht: „Der Verein setzt sich für den Schutz der Umwelt ein, auch in Verantwortung für künftige Generationen.“ Nach heftiger Kritik gibt sich der Verein zwar zerknirscht, hält aber an dem Flug fest. Die Rheinische Post zitiert aus einer Stellungnahme von Fortuna: „Die Reise war ursprünglich als reine Sponsoren-Reise gedacht, bei der eine maximal kurze Reisedauer ein wichtiges Kriterium war. Daher wurde das Angebot mit dem Transportmittel Flugzeug aufgesetzt. Die Kritik können wir nachvollziehen und werden künftig darauf achten, unsere Reisen nachhaltiger zu organisieren.“ Einsicht sieht jedoch anders aus. Offenbar war die Reise ursprünglich gar nicht für Fans gedacht, aber anscheinend hat man die gebuchten Plätze im Linienflieger mit Sponsor*innen nicht vollbekommen.

Ratsmehrheit biegt sich die Realität zurecht

Durch beschleunigte Verfahren sollen 2022 Bebauungspläne für 2.900 Wohneinheiten fertiggestellt werden. Fast die Hälfte der Wohnungen (1.410) liegen allein schon im sogenannten Glasmacherviertel. Das ist das Gelände der ehemaligen Glashütte in Gerresheim, die 2005 abgerissen wurde. 2008 wurde das Werkstattverfahren abgeschlossen. Damit hätte der Bau der Wohnungen beginnen können. Seit nunmehr 14 Jahren tut sich auf dem Gelände jedoch: nichts! Dafür wurde das Gelände seitdem schon dreimal verhökert, jeweils mit Millionengewinnen für die Verkäufer. Aktuell gehört es – über die Brack Capital Gesellschaft – der Adler-Group, über deren fragwürdiges Geschäftsgebaren auch in der TERZ schon öfter berichtet wurde. Die finanzielle Schieflage von Adler führt dazu, dass nun die LEG Brack Capital übernehmen wird. Das dann alles besser wird, darf aufgrund der schlechten Erfahrungen bezweifelt werden. Auf jeden Fall führt die Ankündigung von Grünen und CDU in die Irre und verzerrt die Realität. Selbst der Geschäftsführer des Bauträgers Glasmacherviertel GmbH geht von einem Baubeginn der Wohnungen frühesten Ende 2023, eher Anfang 2024 aus. Und auch dann werden nicht alle Wohnungen gleichzeitig gebaut, sondern eher 200 bis 300 pro Jahr. Und ob dann zuerst die sozial geförderten Wohnungen gebaut werden ist auch unbekannt.

Düsseldorfer*innen sagen Tschüss

Immer mehr Leute treten aus der Kirche aus. Schon seit längerem ist es gar nicht mehr so einfach, überhaupt einen Termin zu bekommen. 530 Termine beim Amtsgericht werden jeweils am Anfang eines Monats online vergeben für den übernächsten Monat und dennoch sind diese schnell vergeben. 2020 traten aus der katholischen Kirche 2.116 Personen aus, 2021 schon 3.963. Aus der Evangelischen Kirche traten 1.408 Personen aus im Jahr 2020, 2021 dann 2.048 – insgesamt sind somit allein im letzten Jahr insgesamt 6.011 Austritte aus den beiden Amtskirchen erfolgt. Schon seit 2014 ist die Mehrheit der Düsseldorfer*innen nicht mehr amtlich christlich. Wer übrigens nicht so lange warten will mit dem Kirchenaustritt, kann diesen auch beim Notar machen, was anstatt 30 Euro beim Amtsgericht nur etwa 20 Euro mehr kostet.

Wer braucht schon Oper?

Nun dauert es doch etwas länger mit dem Entscheid für eine neue Oper. Etwas überraschend haben Grüne und CDU mit ihrer Ratsmehrheit dafür gesorgt, dass die Entscheidung erst 2023 fallen soll. Allerdings haben sie sich inzwischen auf zwei mögliche Standorte festgelegt. Entweder am alten Standort an der Heinrich-Heine-Allee oder auf dem Gelände des alten Kaufhofgebäudes am Wehrhahn. Das wäre auch ganz im Sinne des Besitzers. Mit dem Aufkauf von Karstadt und Kaufhof hat der österreichische Milliardär René Benko mit seiner Signa-Gruppe in fast allen deutschen Großstädten Immobilien in Toplagen bekommen. Schon bei den Planungen zum Umbau des Carsch-Hauses und dem davor liegenden Heinrich-Heine-Platz in der Altstadt haben Grüne und CDU Benko aus der Hand gefressen. Nur unwesentliche Veränderungen wurden an den gewünschten Planungen vorgenommen und mit der Mehrheit der Stimmen in den Ausschüssen und im Rat durchgewunken. Ähnliches ist beim Gebäude am Wehrhahn zu befürchten. In einem unbedingt hörenswerten dreiteiligen Podcast schauen Spiegel-Redakteur*innen dem Geschäftsgebaren von Benko und der Signal-Gruppe auf die Finger und berichten von einer Vielzahl dubioser Vorkommnisse. Allein 200 Firmen und Subunternehmen machen das Geflecht der Signa-Gruppe aus. Zweck ist dabei vor allem Steuervermeidung. Mit dem Besitz der Immobilien im Zentrum der Städte will Benko die Zukunft der Innenstädte mitbestimmen. Dazu gehört in Düsseldorf die mögliche Oper am Wehrhahn. Laut Spiegel-Podcast hat Benko/Signa der Stadt über 80 Hochhaus-Entwürfe für den ehemaligen Kaufhof vorgelegt. Damit verbunden, laut Spiegel-Podcast, war der Hinweis, dass man bei Zustimmung, auch den gegenüberliegenden Karstadt-Standort mit den Beschäftigten halten würde. Benko/Signa leugneten, dies gesagt zu haben. Die Vergabe an Benko/Signa ist nicht hinnehmbar. Aber auch insgesamt sind die Planungen für die Oper fragwürdig. Ín der Stadtratssitzung am 7. April soll ein öffentliches Werkstattverfahren beschlossen werden. Dies ist jedoch reine Augenwischerei. Weder wird die Oper an sich in Frage gestellt noch ein neues Opernkonzept darlegt. Es wird wie bisher weiter gewurschelt. Der geplante Platzbedarf ist für die einzelnen Abteilungen festgelegt, Lager und Magazin sollen ausgelagert werden, was zusätzliche Kosten und Anfahrten bedeutet. Der propagandistisch aufgeblasene Wortschwall von einer „Oper für Alle“ besteht in einem geplanten öffentlichen Café und den möglicherweise für den Aufenthalt benutzbaren Vorraum der Oper. Das soll die „Oper für Alle“ sein? Na, da ist Düsseldorf doch mal wieder unheimlich kreativ im Denken und Handeln.

Mordsgeschäfte bei Rheinmetall

Der Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine hat bekanntlich weitreichende Folgen. Im Krieg gibt es nicht nur Verlierer, es gibt auch Gewinner. Einer davon ist in Düsseldorf ansässig. Beim größten deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall knallten mit dem Einmarsch die Sektkorken. Den Krieg nahmen die NATO-Staaten zum Anlass erneut ihre Rüstung anzukurbeln, zur Freude der gesamten westlichen Rüstungsindustrie. Und erneut ist es eine Rot/Grüne Regierung (diesmal mit Gelb) die zum Kriege ruft. Denn der Krieg gegen die Ukraine ist nicht der erste nach 1945 in Europa, wie im Überschwang der Gefühle einige Journalist*innen anfangs behaupteten. Es war das Jahr 1999 als mit Unterstützung der Bundeswehr NATO-Truppen völkerrechtswidrig den Kosovo besetzten und einen Krieg gegen Serbien führten. Auch damals jubelten die Rüstungsindustrie, denn jeder Krieg, jeder Tote egal auf welcher Seite ist gut fürs Geschäft. Jede Patrone die verschossen wird, jeder Panzer der zerstört wird, jedes Flugzeug das abgeschossen wird, muss ersetzt werden. Vor allem die Ankündigung der Bundesregierung den Wehretat drastisch zu erhöhen und noch ein 100 Milliarden Paket für Rüstung draufzusatteln sorgte für Freudenschreie bei Rheinmetall.
Die Rheinmetall Aktie stieg von Jahresbeginn an von 84,88€ auf 202€ (25.März 2022), eine Steigerung von 138% und das Ende ist noch nicht abzusehen.

Heraus zur Bayer-Hauptversammlung!

Auch in diesem Jahr ist der Chemie-Riese Bayer mit seiner Hauptversammlung vor der zu erwartenden Konzern-Kritik wieder ins Internet geflüchtet. Er hält sie am 29. April online ab. Das hindert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) jedoch nicht daran, leibhaftig vor dem Leverkusener Sende-Zentrum des Unternehmens zu protestieren. Aber auch virtuell ist die CBG präsent. Als Parallelaktion zum Kapital-Event bietet sie einen Livestream auf, der die HV-Geschehnisse analysiert und kommentiert. Zudem gibt es Interviews und Videos, in denen Einzelpersonen und Gruppen aus aller Welt dem Leverkusener Multi die Schadensbilanz seiner gnadenlosen Profit-Jagd vorlegen. Diese Risiken und Nebenwirkungen des kapitalistischen Business as usual thematisieren auch die von der CBG eingereichten Gegenanträge und die dem Management von den unterschiedlichsten Gruppen vorgelegten Fragen. Von Gentechnik, Glyphosat und anderen Pestiziden über Umweltschutz und klimaschädlichem CO2-Ausstoß bis hin zu gefährlichen Medikamenten und Extrem-Lobbying reicht das Spektrum. Am Vortag findet überdies um 19 Uhr im Kölner Allerweltshaus auf der Körnerstraße 77 eine Veranstaltung mit der brasilianischen Geografin Larissa Bombardi statt. Sie hatte sich in ihrem Heimatland immer wieder gegen die massenhafte Verwendung von Pestiziden gewendet. Auch prangerte sie unermüdlich die Geschäftspraxis der doppelten Standards an, die es BAYER & Co. erlauben, innerhalb der EU wegen ihres Gefährdungspotenzials längst verbotene Ackergifte in Staaten des globalen Südens unverhohlen weiter zu vermarkten. Wegen dieser Haltung sah die Wissenschaftlerin sich so massiver Bedrohungen von Seiten der mächtigen brasilianischen Agro-Lobby ausgesetzt, dass sie sich entschloss, nach Europa zu emigrieren.

Henny Baumöller ist tot 1929 - 2022

Am 9. Februar verstarb Henny Baumöller im Alter von 92 Jahren. Die TERZ lernte sie über ihren Mann Peter kennen, der 1995 begonnen hatte, für uns kleine Erinnungsstücke aus seinem kommunistischen Leben zu verfassen. 1998 entschlossen wir uns, sie in einem Buch zu versammeln. Und über die Arbeit an „ ... es war nicht alles für die Katz’“ machten wir dann auch Bekanntschaft mit Henny. Oft saßen wir gemeinsam in der Wohnung am Fürstenplatz und sichteten für die Veröffentlichung das ganze Material an Fotos und Dokumenten, das sich bei Peter angesammelt hatte. Wir waren dann sogar bei einigen Geburtstagsfeiern dabei, die sich so zu veritablen Generationen-Treffen linker Aktivist*innen entwickelten. Peter Baumöller war Henny Scherff zum ersten Mal 1946 an einem Werstener Baggerloch begegnet und schwer getroffen. „Vom ersten Tag an prägte sich ihr Anblick unvergesslich bei mir ein“, hielt er in seinem Erinnerungswerk fest. Bis zum zweiten Treffen mit der Tochter eines Oberbilker Kommunisten sollte es allerdings noch etwas dauern. „Ich kann nur schwer beschreiben, wie überglücklich ich war, als ich das Mädchen mit dem schönen langen Haar bei einer kommunistischen Abendveranstaltung im Haus der Eisenhüttenleute auf der Breitestraße sah“, schreibt er. Und auch da sollte es noch eine Weile dauern, aber am Ende kriegten sie sich und lebten bis zu Peters Tod im Jahr 2011 ein linkes Leben mit allen Höhen und Tiefen, Henny als Betriebsrätin bei Rank Xerox und ihr Mann als Journalist und Gewerkschaftler.

Mordsgeschäfte bei Rheinmetall

Der Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine hat bekanntlich weitreichende Folgen. Im Krieg gibt es nicht nur Verlierer, es gibt auch Gewinner. Einer davon ist in Düsseldorf ansässig. Beim größten deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall knallten mit dem Einmarsch die Sekt­korken. Den Krieg nahmen die NATO-Staaten zum Anlass, erneut ihre Rüstung anzukurbeln, zur Freude der gesamten westlichen Rüstungsindustrie. Und erneut ist es eine rot-grüne Regierung (diesmal noch mit gelb), die zum Kriege ruft. Denn der Krieg gegen die Ukraine ist nicht der erste nach 1945 in Europa, wie im Überschwang der Gefühle einige Journalist*innen anfangs behaupteten. Es war das Jahr 1999, als mit Unterstützung der Bundeswehr NATO-Truppen völkerrechtswidrig den Kosovo besetzten und einen Krieg gegen Serbien führten. Auch damals jubelte die Rüstungsindustrie, denn jeder Krieg, jede*r Tote, egal auf welcher Seite, ist gut fürs Geschäft. Jede Patrone die verschossen wird, jeder Panzer der zerstört wird, jedes Flugzeug das abgeschossen wird, muss ersetzt werden. Vor allem die Ankündigung der Bundesregierung, den Wehr-Etat drastisch zu erhöhen und noch ein 100-Milliarden-Paket für Rüstung draufzusatteln, sorgte für Freudenschreie bei Rheinmetall.
Die Rheinmetall-Aktie stieg von Jahresbeginn an von 84,88€ auf 202€ (25. März 2022), eine Steigerung von 138%, und das Ende ist noch nicht abzusehen.