Weltfrauentag – Feministischer Kampftag 2024:

„Inspire Inclusion“ ... auch in Düsseldorf

Demo zum feministischen Kampftag am 9.3.2024 in Düsseldorf

Rund 1.300 Menschen zogen laut, bunt, mit starken Redebeiträgen und Plakaten vom DGB-Haus durch Oberbilk zum Fürstenplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand.

Beiträge zu den Themen Feminismus, Rassismus, Ausgrenzung, Unterdrückung begleiteten die Demo, ebenso wie eine beeindruckende, sehr bewegende Aktion: 37 Schilder mit Datum und Ort von Femiziden (Morden an Frauen), aufgereiht an einem großen Rechteck aus Absperrband, um darauf aufmerksam zu machen, dass es dieses Jahr in Deutschland bereits 37 Femizide gab. Schockierend, jedes Schild bedeutet eine ermordete Frau. 2023 wurden in Deutschland 114 Frauen, meist vom Partner, Ex-Partner oder auch männlichen Familienmitgliedern ermordet.

Seit den Enthüllungen über rechtsextremistische Treffen und der propagierten Deportationspläne von AfD, Werteunion und potentiellen Geldgebern uva. gingen Millionen Menschen bundesweit gegen Rechts auf die Straße. Diese Welle des Protests ebbt inzwischen ab. Der gesamtgesellschaftliche Rechtsruck birgt jedoch die Gefahr, dass hart erkämpfte Rechte und feministische Errungenschaften streitig gemacht werden. In der Politik finden beispielsweise vermehrt Diskussionen über weitere Einschränkungen von Schwangerschaftsabbrüchen statt, die AfD will diese bis auf wenige Ausnahmen verbieten, sollte sie Regierungsgewalt erlangen. Paragraph 218 bleibt nach dem Willen der Ampel-Regierung bestehen, Abtreibung bleibt eine Straftat.

Menschen fühlen sich vom Staat zu wenig geschützt vor zunehmender Gewalt im privaten Bereich und in der Öffentlichkeit, wenn sie offen zeigen, dass sie queer sind, nicht in die engen Schubladen vieler Köpfe passen, sie fühlen ihre Rechte und ihre Existenz immer wieder in Frage gestellt und sehen sich Anfeindungen ausgesetzt.

Armut in Deutschland ist migrantisch, alleinerziehend, (Sucht-) erkrankt, trans, weiblich, bezahlbarer Wohnraum Mangelware. „Der Kapitalismus baut auf tief verwurzelte Unterdrückung auf, sichert patriarchale Strukturen ab. Deswegen heißt feministisch sein auch antikapitalistisch sein! Feministisch ohne Alternative heißt: Wir kämpfen kompromisslos für ein freies Leben ohne Gewalt, Kapitalismus und Faschismus”, so das Bündnis Feministischer Kampftag Düsseldorf.

Weitere Infos:
https://feministischer-kampftag-duesseldorf.de/
Und bei Instagram: https://instagram.com/feministischerkampftag


Equal Pay Day 6.3.2024

Gender Pay Gap beschreibt den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern, in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent. Die Ursachen hierfür können unterschiedlich aussehen: Frauen arbeiten beispielsweise in schlechter bezahlten Berufen oder erreichen seltener Führungspositionen als Männer. Frauen wird von ihren Arbeitgeber*innen häufig auch dann weniger bezahlt, wenn Tätigkeit, Bildungsweg und Erwerbsbiografie vergleichbar mit denen der männlichen Kollegen sind.

Die Verdienstungleichheit, dass Frauen zudem seltener am Erwerbsleben teilnehmen und häufiger in Teilzeit arbeiten, hat weitreichende und langfristige Folgen. Beispielsweise, dass Frauen im Durchschnitt 26 Prozent weniger gesetzliche Rente als Männer erhalten (laut einer Studie der Universität Mannheim), denn je weniger in die Rentenkasse eingezahlt wird, desto geringer fällt die Rente aus. Dies schmälert die finanziellen Möglichkeiten und verstärkt Ungleichheit zwischen Frauen und Männern weiter, macht Frauen abhängig und fördert Altersarmut. Dass Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt werden, liegt auch an der immer noch bestehenden gesellschaftlichen Erwartung, dass sie den größeren Teil der Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen) leisten sollen – und das trotz aller Gleichstellungsbemühungen auch nach wie vor tun.

Rechnerisch arbeiten Frauen wegen des Gender Pay Gap rund 66 Tage im Jahr umsonst. Forderungen zur Schließung von Gender Pay Gap (Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung DIW):

Bleibt kritisch zu beobachten, ob und wie die Bemühungen, den Gender Pay Gap zu schließen, fortgesetzt werden, gesellschaftlich und politisch. Unter dem Banner „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ trat im Juni 2023 die Entgelttransparenzrichtlinie der Europäischen Union (EU) in Kraft. Das ambitionierte Unterfangen verpflichtet Unternehmen bereits ab 100 Mitarbeiter*innen dazu, Einblick in ihre Gehaltsstrukturen zu geben und soll rechtliche Sanktionen ermöglichen. Bis 2026 haben die EU-Mitgliedsstaaten Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Bleibt vor allem auch abzuwarten, welche Ergebnisse die Europawahl (6.-9.6.2024) bringt. Durch den Rechtsruck in vielen europäischen Ländern ist die Umsetzung von Frauenrechten in Gefahr, könnte sogar Rückschritte erfahren. Der EU-Abgeordnete Maximilian Krah (AfD), 8-facher Vater, verunglimpfte den heutigen Feminismus als „Krebs“, „Echte Männer sind rechts. (...) echte Männer wollen rechte Frauen.“ Und: „Feministinnen sind alle hässlich und grässlich.” Die AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst sagte, die strukturelle Benachteiligung von Frauen gleiche einem Yeti, jeder spreche davon, aber noch niemand habe ihn ernsthaft gesehen.

Die Extremismusforscherin Julia Ebner[1] sagt hierzu: „Die Kernessenz dieser Geschlechtervorstellungen des Mannes, der hart und wehrhaft (...) und der Frau, die sanft und hingabevoll ist, ist zutiefst faschistisch. Da zeigt sich eine Parallele zu faschistischen Geschlechterideologien, die es in unterschiedlichen Regimen des letzten Jahrhunderts gab.”

[1]  Quelle: ZDF, Antifeminismus von rechts, 8.3.2024

Töchter der Gegenwart und der Zukunft

Daughters of the Future – Performance im FFT am 8.3.2024

Das Künstler*innen-Kollektiv waltraud900 entwickelte mit jungen Darsteller*innen eine Überschreibung der Tragödie Iphigenie in Aulis, in der König Agamemnon seine Tochter Iphigenie auf göttliche Forderung hin opfert, um Tausende Schiffe und Krieger nach Troja bringen zu können. Iphigenie fügt sich schließlich in ihr Schicksal und begrüßt ihren Tod. Die Tragödie wurde 405 v. Chr. erstaufgeführt, viel Zeit ist seitdem vergangen. Zu welchen Opfern sind die Töchter der Zukunft bereit? Wann und warum sagen sie NEIN? Ein vielstimmiger Chor aus Töchtern trägt Forderungen ihrer Väter vor und schließlich ihre eigenen: Selbstbestimmung statt Unterdrückung, Selbstverwirklichung statt Verwirklichung väterlicher Erwartungen, akzeptiert werden als Individuum. Sprache, Gesang, Tanz und Dynamik innerhalb der Gruppe der rund 20 Darsteller*innen von waltraud900 auf der Bühne des FFT beeindruckten und rissen mit.
Im Anschluss gab es für die Zuschauer*innen der fast ausverkauften Vorstellung im Foyer des FFT die Gelegenheit zur Diskussion mit den Darsteller*innen sowie ein Lernspiel zum NEIN-Sagen.

Christine