Die Planwerkstatt 378 in Flingern-Süd

Was soll HIER hin?

Der nördliche Teil der Kiefernstraße ist ins Visier von Investor*innen geraten. Die Cube Real Estate (CRE) aus Leverkusen wollte hier ein Hotel und Mikro-Apartments hochziehen. Die Anwohner*innen protestierten – und hatten schließlich Erfolg. Nach längerem Zögern stimmte CRE einem Planungsprozess mit Bürger*innen-Beteiligung zu.

Am 28. Januar wurde nach langen und intensiven Gesprächen die Beteiligungswerkstatt „Planwerkstatt 378 Flingern Süd“ eröffnet. Rund 200 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil. Darunter waren auch Entscheidungsträger*innen aus den Reihen der Stadtverwaltung, die sich durchaus gesprächsbereit zeigten und versprachen, die Ergebnisse der Planwerkstatt ernst zu nehmen.

Neben Vorträgen, die sich eher trockenen Stoffen wie dem Baurecht oder dem zeitlichen Ablauf des bisherigen Prozesses widmeten, kamen dank der Plangruppe auch lebendigere Themen zur Sprache wie etwa die Proteste rund um das Bauvorhaben oder das bunte Treiben in Flingern-Süd. Exemplarisch dafür wurde die „Hall of Fame“-Wand vorgestellt – die Mauer zwischen der Kiefernstraße und dem Baugrundstück, die Künstler*innen alle paar Monate mit neuen Graffitis versehen. Und das kulturelle Angebot in Flingern kam den Besucher*innen in Form eines „Poetry Slams“ zu Ohren. Insgesamt war es ein fröhlicher und bunter Abend, der leicht vergessen ließ, wie viele Konflikte das Projekt im Vorfeld ausgelöst hatte.

Mitte Februar fand dann die zweite Vortragsveranstaltung statt. Um „Nutzung, Leben im Quartier und Wirtschaftlichkeit“ ging es dieses Mal. Zuerst wurde das Projekt anhand eines Modelles der ursprünglichen Planung kurz angerissen, erläutert und ein erster Einblick in die Arbeit der Planwerkstatt gegeben. Der Architekt Benedikt Stahl (Dekan der Alanus Hochschule, Alfter) stellte danach einige von ihm bzw. seinen Kolleg*innen realisierte Bauten mit alternativen Nutzungskonzepten vor, die auch den Horizont für das Kiefernstraßen-Vorhaben erweiterten. Das folgende Referat der beiden in das Projekt involvierten Architekt*innen vom Düsseldorfer HPP-Büro zeigte, dass auch sie durchaus mehr Kreativität entwickeln können, als bisher in den Planungen steckt.

Der Stadtteilladen Flingern, der sich vor allem um Jugendliche und deren Familien kümmert, und der Stadtsoziologe Ralf Zimmer-Hegmann betonten, dass es sich in Flingern-Süd gut und sicher leben lässt, obwohl es sich um einen relativ stark benachteiligten Stadtteil handelt (viele Empfänger*innen von Transferleistungen, viele Alleinerziehende oder kinderreiche Familien und Menschen mit Migrationshintergrund).

Herr Mahrenbach (Geschäftsführer der Cube Real Estate, Investor) stellte anhand einer Tabelle vor, wie er sich den abschließenden Deal vorstellt: Mehr Büroflächen und dafür mehr sozialen Wohnungsbau. Oder: mehr Mikroapartments und dafür mehr Atelierwohnungen für Künstler*innen. Also kurz gesagt: Mehr Lukratives für mehr „Wohltaten“. Besonders aber was die „Mikroapartments“ anging, blieb das Publikum – wie schon bei der Auftaktveranstaltung – skeptisch.

Die Planwerkstatt 378 wünscht sich insgesamt eine größere Beteiligung, denn bisher scheint es noch Hemmschwellen zu geben, die Werkstatt zu besuchen. Um dem entgegenzuwirken und die Anwohner*nnen zu mehr Beteiligung zu motivieren, wird es daher bald auch eine mobile Planwerkstatt geben, die durch das Viertel zieht und die Flingeraner*innen direkt anspricht.

Für die nächsten Veranstaltungen ist zudem geplant, dem Austausch mit den Anwohner*innen und Interessierten mehr Raum zu geben und die Länge der Fachvorträge zu begrenzen.

Paula

Die Planwerkstatt hat dienstags und mittwochs von 17 bis 20 Uhr und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet und befindet sich in der alten Autowerkstatt Drösser, Erkrather Straße 191. Die nächste Vortragsveranstaltung findet am Do. 12.03. um 18h zum Thema „Architektur/Städtebau/Mobilität“ statt. Am Do. 02.04. um 18h geht es dann um „Nachhaltigkeit/Freiraum“.