Was kann Düsseldorf von Wien lernen?

Eine Nachlese zum TERZ Artikel 10/2023[1]

"Eine andere Wohnungspolitik ist möglich - was kann Düsseldorf von Wien lernen?" war Motto eines Vortrags- und Diskussionsabends am 17.10.2023 im FFT am KAP 1. Bereits zu Beginn der Veranstaltung war der Vortragsraum brechend voll, mehr als 300 Menschen haben die Veranstaltung besucht, weitere mussten wieder gehen, weil sie nicht mehr in den Raum kamen.

Nach der Begrüßung durch Kathrin Tiedemann (FFT), der Vorstellung der Referent*innen und der Moderator*innen durch Susanne Priebs (FB Architektur/HSD) gab es eine Einführung ins Thema durch Gabi Geffe vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf, das Initiator der Veranstaltung war.

Im überaus interessanten und aufschlussreichen Vortrag von Christian Schantl (Stadt Wien - Wiener Wohnen) wurden die „Wiener Verhältnisse“ dargestellt. So befinden sich in Wien rund 26 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes im Eigentum der Gemeinde, mehr als ein Viertel der Einwohner*innen Wiens, rund 500.000 Menschen, leben in diesen Wohnungen, von denen über 60 Prozent einer dauerhaften Preisbindung unterliegen.

Als Bewohner*in einer Düsseldorfer Mietwohnung kann man eigentlich nur vor Neid erblassen, denn auch der Schutz der Mieter*innen in Wien (gekündigt wird nur, wer seine Miete nicht zahlt) und die soziale Durchmischung (keine Ghettobildung auch in sehr großen Wohnanlagen) sind beispiellos.

Nachdem der deutsche Bundestag 1990 die Wohnungsgemeinnützigkeit mit dem Argument, der Markt könne die Versorgung mit Wohnraum schon gewährleisten, abgeschafft hat, wurde immer deutlicher: Der Markt ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Die Diskussion im Anschluss an die Vorträge war sehr lebhaft. Ernüchternd war, dass es so wenige Wortmeldungen seitens der Politik gab. Antonia Frey (Grüne), Ratsfrau und Vorsitzende des Wohnungsausschusses, sagte, sie habe an diesem Abend „sehr viel gelernt“.

Im Publikum saß auch Friederike Nesselrode, Leiterin des Wohnungsamtes, in Vertretung der Planungsdezernentin Cornelia Zuschke.

Auch Marko Siegesmund (SPD), Bezirksvertretung 3, meldete sich kurz zu Wort. Einige Vertreter der Partei Die Linke waren ebenfalls anwesend. OB Stefan Keller war "terminlich verhindert". Der Eindruck drängte sich auf, dass sich keiner aus dem Fenster hängen wollte.

Zuletzt rief Lea vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum auf dem Podium Mieter*innen, die von Vermieter*innen -Willkür betroffen sind, dazu auf, sich zu wehren und zu solidarisieren.

[1]  Artikel 'Auswege aus der Wohnungskrise – Was lässt sich von Wien lernen?' in TERZ 10.2023


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Diese FRONTEX-Rettungsinsel wurde anlässlich des Tages der Offenen Tür zum hundertjährigen Bestehen des Flughafens Tempelhof von dem Berliner Künstlerkollektiv 'Rocco und seine Brüder' in der Empfangshalle des Flughafens platziert. Die aktivistische Gruppe 'Rocco und seine Brüder' ist für ihre Installationen im 'Berliner Untergrund' bekannt. Näheres über dieses Kollektiv unter https://roccoandhisbrothers.berlin/de/