Aktuelle SozioKultur im Ddorf

Kulturfrühstück

Die freie Theaterszene hat mit dem FFT einen neuen Standort. Nach jahrelanger Wanderschaft hat das FFT sich mit seiner neuen Spielstätte im KAP1 eindeutig verbessert. Attraktiv gelegen zwischen LIDL im Erdgeschoss und der hochfrequentierten Düsseldorfer Zentralbibliothek, der Bibliothek des Jahres 2023, befindet sich das FFT im ehemaligen Postgelände am Hauptbahnhof vom Publikum her gesehen an einem der heterogensten Plätze der Stadt – und damit auch in einer der meistumkämpften Zonen. Das gilt sowohl städteplanerisch als auch aus sozialer Perspektive, da hier Investor*innen-Interessen auf die Bedürfnisse unterschiedlichster sozialer Gruppen nach freiem Zugang stoßen. Konfliktsituationen im Alltag sind also vorprogrammiert.

Das ist ein eindeutiger Standortvorteil für das FFT mit seinem Anspruch, ein waches Auge auf seine räumliche Umgebung zu werfen und zu versuchen, aktuelle Auseinandersetzungen künstlerisch und politisch zu reflektieren. Es geht für das Theater darum, unterschiedlichste Ziel- und Altersgruppen anzusprechen und wenn möglich miteinander in Dialog zu bringen.

Ein Ansatz dazu ist das monatliche Kulturfrühstück, bei dem im großzügig mit Gebäck und Kuchen ausgestatteten Foyer des Theaters im Gesprächsformat ein Blick hinter die Kulissen des aktuellen Programms geworfen wird. https://fft-duesseldorf.de/spielplan/kultur-fruehstueck

Daughters of the Future

Am 8. März stellt das FFT beim Kulturfrühstück passend zum Internationalen Frauentag die Produktion „Daughters of the Future“ vor. Abends stehen dann 17 junge Performer*innen auf der Bühne. Gemeinsam wird nach Wegen gesucht, „Nein“ zu sagen und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Dieser Abend ist den Töchtern der Gegenwart und der Zukunft gewidmet. Das Künstler*innen-Kollektiv waltraud900 entwickelt mit jungen Darsteller*innen eine Überschreibung der Tragödie „Iphigenie in Aulis“, in der König Agamemnon seine Tochter Iphigenie opfert, um tausende Schiffe und Krieger nach Troja zu bringen. Sie widersetzt sich nicht, sondern begrüßt ihren eigenen Tod. Ist sie eine Heldin? Zu welchen Opfern sind die Töchter der Zukunft bereit und wofür stehen sie nicht mehr zur Verfügung? Ein Chor aus Töchtern erhebt seine Stimme. Die Figur Iphigenie wird zur Stellvertreterin einer jungen Generation, die unerschrocken in die Zukunft blickt.

Interdisziplinäres Arbeiten und Mehrsprachigkeit sind dabei für die Gruppe seit Beginn der Zusammenarbeit eine essentielle Grundlage. https://waltraud900.de/daughters-of-the-future/

Eine Tafel für die Kultur

Die Düsseldorfer Kulturliste ist Mitveranstalter des monatlichen Kulturfrühstücks im FFT. Die Initiative bemüht sich um die Vermittlung von Freikarten, um einkommensschwachen Schichten eine Teilhabe an der Kultur zu ermöglichen. 50.000 Eintrittskarten konnten auf diese Weise bis jetzt unter die Leute gebracht werden. Ein mühsames Geschäft, wenn mensch bedenkt, dass ein Fortuna-Spiel nicht jedermanns und jederfraus Sache ist und viele mit einer Vorstellung im Opernhaus nichts anfangen können. Interessierte Menschen müssen individuell und gezielt angesprochen werden.

Dieser Aufgabe widmen sich rund 40 Ehrenamtliche der Kulturliste auf Werbeveranstaltungen in ihrem Büro im Salzmannbau, Hier arbeiten bisher auch zwei Teilzeitkräfte für die Koordination. Diese wurden 2023 erstmals aus städtischen Mitteln finanziert. 2024 ist dieser Zuschuss nun gestrichen, wie vermutlich auch die Zuschüsse für etwa 30 weitere Anträge aus der freien Szene. Die Düsseldorfer Kulturliste hat sich deshalb in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Stephan Keller gewandt. Allerdings rechnen sich die Ehrenamtlichen kaum Chancen aus, dass es noch Korrekturen im Haushalt 2024 geben wird. https://kulturliste-duesseldorf.de/offener-brief-an-die-stadt-duesseldorf/

Wombs of Revolution

Tanz ist Widerstand, Tanz ist Empowerment, Tanz ist politisch! Die Choreografin Willie Stark setzt sich in ihrer Performance mit Gewalt gegen Frauen auseinander. Gemeinsam mit vier Performerinnen aus den Bereichen Urban Dance, House, zeitgenössischer Tanz und traditioneller Tanz der afrikanischen Diaspora arbeitet sie mit Wut, Empathie, Liebe und Verständnis. Kraftvoll und klug , ist Wombs of Revolution ein Statement gegen soziale Zwänge und Unterdrückung, ein Aufruf zu Widerstand und Solidarität.

Die viel beachtete Performance der Gruppe im FFT im Februar unter Leitung der Choreographin Willie Stark war bis auf den letzten Platz ausverkauft und wurde mit Standing Ovations bedacht.

One Billion Rising

Aber Performances gegen Gewalt gegen Frauen finden nicht nur im Saale statt, sondern auch auf öffentlichen Plätzen, im öffentlichen Raum. Zu dem Lied „Break the Chain“ von Tena Clark findet jedes Jahr am Valentinstag eine weltweite Tanzperformance statt, die den Text des Liedes mit einer Reihe aussagekräftigen Moves unterlegt. In Düsseldorf dieses Jahr mit Unterstützung von „Komma“ vor dem Düsseldorfer Rathaus. Trotz strömenden Regens waren dieses Jahr rund 100 tanzwütige Frauen in Aktion. „One Billion Rising“ erinnert daran, dass weltweit rund eine Milliarde Frauen in ihrem Leben mit sexueller Gewalt konfrontiert werden und will diesen Schicksalen eine Stimme geben. Da dieses Jahr der Valentinstag auf einen Aschermittwoch fiel, bewiesen Düsseldorfer Frauen im strömenden Regen am Abend vor dem Rathaus, dass an diesem Tag noch längst nicht alles vorbei ist.

Für diese weltweite Performance am Valentinstag gibt es auf YouTube zahlreiche Anleitungen zu den Tanzschritten und zur Gestaltung der Performance – und natürlich das Lied von Tena Clark unter https://youtu.be/fL5N8rSy4CU

Wall of Protest

Unwiederbringliche Zerstörung soziokulturellen Erbes im Ddorf?

Die große Demonstration gegen Rechtsextremismus, bei der am 27. Januar in Düsseldorf 100.000 Menschen gegen neo- und alt-nazistisches Gedankengut demonstrierten, wirkte nach. Die Organisatoren der Groß-Demo hatten am Sonntag, dem 18. Februar nämlich eine Kunstaktion an der Unteren Rheinwerft initiiert. Jeder Mensch der für die Demonstration ein Plakat, ein Banner oder ein Poster geschaffen hatte, durfte es an einem eigens dafür an der Mauerwand angebrachten Netz befestigen. Trotz strömenden Regens war die Stimmung bei der Vernissage am super, die Veranstaltung dank der Unterstützung von fiftyfifty auch sorgfältig vorbereitet, mit gutem Soundsystem und einem Düsseldorfer Slam-Poeten. Was eine tolle Party hätte werden können, fiel wetterbedingt allerdings buchstäblich ins Wasser.

„Wir rechnen damit, dass wir 20 Meter der vier Meter hohen Mauer werden bestücken können“, hatte Oliver Ongaro von „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) im Vorfeld der Aktion erklärt.

„Das Amt für Denkmalschutz hat uns die Genehmigung erteilt, nachdem unser Antrag über viele verschiedene Schreibtische gewandert ist“, verriet Ongaro. Also wird die „Wall of Protest“ noch bis kommenden Freitag zu sehen sein, schlussfolgerte die Rheinische Post. „Sofern sie nicht vorher zerstört wird“, befürchtete Ongaro.

Das genau ist nun geschehen. Keine Attacken von Rechts auf das Gesamtkunstwerk, nein, ein übereifriger Ordnungs -und Servicedienst (OSD) entsorgte die Wall of Protest bereits nach drei Tagen. Er beauftragte die AWISTA mit der Entsorgung, die pflichtgemäß die gesamte Ausstellung schredderte. „Der OSD ist angehalten, politische Äußerungen im Umfeld der Staatskanzlei bei Sichtung entfernen zu lassen“, erklärten die Stadtsheriffs. Von der Genehmigung der Behörden, die Exponate eine Woche lang zu zeigen, wollen sie nichts gewusst haben.

Aber nichts ist unwiederbringlich!

Die Düsseldorfer Fotografin Katharina Mayer (1. Vorsitzende von fiftyfifty) hat das Kunstwerk auf Grundlage von Fotos in Originalgröße wiederhergestellt. Es hängt wieder an der unteren Rheinwerft, und das bis zum Klimastreik am 1. März.

Text und Fotos (siehe Druckausgabe): Michael Flascha